Rezension

Schafspelze

Sei ganz still - Sebastian Thiel

Sei ganz still
von Sebastian Thiel

Der Prolog beginnt im Strafgefangenenlager mit Friedrich Wolf, der sich in seinem Leben wohl einmal zu viel Feinde gemacht hat und jetzt Torfgruben ausheben muss. Die Zeit wird sehr realistisch dargestellt, mit nicht allzu harter aber auch nicht allzu verschleiernden Worten. 

Wie alle im KZ ist Wolf´s Leben von Angst und dem Festhalten am letzten Strohhalm geprägt, bis sich seine Geschichte wendet. Er soll in Düsseldorf einen Fall lösen für einen hochrangigen SS-Arzt. Dieser gibt ihm Geld und verspricht im Alles was er braucht. Denn er will unbedingt seine Verlobte zurück. Doch hier steckt mehr dahinter...nicht nur Wolf sucht die mysteriöse Frau. Wolf merkt sehr schnell, dass er sich in einem komplizierten Machtgeflecht befindet und immer wieder muss Wolf selbst lose Enden aus seiner Vergangenheit zusammenfügen. 

Man lernt Wolf sehr gut kennen, weiß aber nicht so wirklich ob er einem sympathisch ist. Seine Sprachwahl wechselt zwischen hartem Ton und liebevoller Zuneigung. Er scheint auf der Suche nach dem Richtigen, gibt sich aber immer wieder großen Sehnsüchten hin und kommt so vom Weg. Seine Zerissenheit, die den Noir-Krimi ausmacht, kann man wirklich spüren und wird davon dennoch magisch angezogen. So wie wohl Helene, von der man erwartet, dass sie seine Rettung ist und am Ende nicht recht weiß. Denn das Ende ist offen und man ersehnt sich wirklich unbedingt eine Fortsetzung :)

Im Allgemeinen wird die Gesellschaft zur damaligen Zeit sehr gut beschrieben. Es geht um Macht und Geld, verrückte Ideen um der Rassenideologie Hitlers zu genügen.

Die Gewalt gegen Juden und die allgemeine Angst der Bevölkerung kann man selbst spüren. Es zeigt sich deutlich, dass der Autor viel Recherche der historischen getätigt hat. So werden einem auch damalige Dokumente präsentiert, die  man wohl so noch nicht gelesen hat und einem nochmals ein erschreckendes Bild der Zeit widergeben.