Rezension

Sehr gut gelungen

Sei ganz still - Sebastian Thiel

Sei ganz still
von Sebastian Thiel

"Die Jagd beginnt! Im Sommer des Jahres 1938 brodelt die Stimmung im Deutschen Reich. Hitler verlangt nach mehr Lebensraum im Osten, das Volk stimmt blind vor Euphorie ein. Nur der Schläger, Trinker und Polizist Friedrich Wolf bekommt von alldem nichts mit.

Eingesperrt im Strafgefangenenlager schuftet er unter schlimmsten Bedingungen, bis ein mysteriöser SS-Arzt ihn herausholt und ihn beauftragt, ein ganz bestimmtes Mädchen in der Düsseldorfer Unterwelt ausfindig zu machen. Eine Jagd beginnt, die Wolf an seine Grenzen bringt. Und bald schon wird aus dem Jäger ein Gejagter..."

 

Auf dem Cover sehen wir eine Frau mit zwei Kinder, wobei ein Kind nach hinten schaut, so als ob sie auf etwas wartet. Das Cover ist in schwarz-weiß gehalten. Es sieht aus wie eine Schwarz-Weiß-Fotographie. Man sieht sofort, dass es sich um eine vergangene Zeit handelt.

 

Die Geschichte spielt im Deutschen Reich im Jahr 1938. Der Polizist Friedrich Wolf ist wegen krimineller Machenschaften selber in den Focus des Staates gekommen und kommt in ein Strafgefangenenlager, in welchem er schlimme Zeiten durchstehen muss. Der Scharführer Brammel kann ihn nicht leiden und lässt ihn dieses jeden Tag aufs Neue hautnah spürt. Eines Tages kommt ein SS-Arzt ins Lager und macht Wolf ein für ihn unwiderstehliches Angebot, da es ihm den Weg aus dem Lager ebnet. Er soll die angeblich große Liebe des Arztes ausfindig machen. Die Frau hat sich in die Düsseldorfer Unterwelt abgesetzt. Im Zuge seiner Suche muss Wolf weitere Brutalitäten über sich ergehen lassen und am Ende muss er feststellen, dass nichts so ist, wie es scheint. Er deckt Ungeheuerlichkeiten im Nazideutschland auf und muss dieses fast mit dem Leben bezahlen.

 

Ein Noir-Krimi war erst einmal neu für mich, da musste ich doch erst einmal googeln, was sich dahinter verbirgt. Aber es trifft den Roman sehr gut. Der Ermittler Friedrich Wolf handelt immer am Rande der Legalität und wendet durchaus auch einmal Gewalt an. Er ist kein Ermittler oder Polizist im eigentlichen Sinne, sondern wird privat angeheuert, da er im Millieu gewissermaßen zu Hause ist. 

Es ist dem Autor sehr gut gelungen eigentlich grausame Details so zu verpacken, dass man sie lesen konnte. Man musste Dinge erfahren über Zwangssterilisation, Ausrottung der Schizophrenie und Rassenreinheit im Deutschen Reich. So ganz nebenbei erhält man auch einen kleinen geschichtlichen Einblick, da es Begebenheiten aus dem Buch leider in der deutschen Geschichte gab. Im Namen des sogenannten Gesundheitsgesetzes wurden Kinder bereits früh aussortiert, wenn sie etwas anders waren. 

Vor allem haben es mir die Protagonisten Wolf und Helene angetan. Sie waren sehr klar umrissen und man konnte sie über den ganzen Roman mitverfolgen. Auch der kleine Junge Micha, welcher genau weiß was ihm blüht, hat es mir sehr angetan. Durch die genauen Beschreibungen konnte man sich im "Kopfkino" regelrecht in die Orte des Geschehens versetzen. 

 

Ein super gelungenes Buch über eine schwere Zeit in der deutschen Geschichte. Durch das etwas offenen Ende bleibt durchaus der Spielraum für eine Fortsetzung der Geschichte von Wolf und Helene. Ich würde mich jedenfalls sehr freuen.