Rezension

Volle Punktzahl

Sei ganz still - Sebastian Thiel

Sei ganz still
von Sebastian Thiel

Bewertet mit 5 Sternen

~~Als großer Krimifan habe ich mich nun mal an einen ganz besonderen Krimi gewagt. Er ist so besonders, da er als Noir-Krimi angepriesen wird. In diesem Fall heißt das, dass die Handlung des Buches zu Zeiten des zweiten Weltkrieges spielt.

Friedrich Wolf, auch genannt der böse Wolf, ist Häftling in einem Strafgefangenenlager. Jede Tortur muss er über sich ergehen lassen, jede Folter, jede Qual. Dabei war er früher ein guter Polizist, bis er mal die Seiten gewechselt hatte. Eines Tages erscheint der SS-Arzt Kampa im Lager und holt ihn ab. Zuerst noch verängstigt, ob es wohl wieder eine Schikane sein wird, ist er doch aber auch neugierig. Aber nein, keine Schikane erwartet ihn, sondern kriminalistische Arbeit. Er soll den Tod bzw. das Verschwinden von Kampas Verlobten aufklären. Dabei stößt er selbst an seine Grenzen und erfährt unglaubliches.

Dem Autor, Sebastian Thiel, ist es gelungen, ein Tabuthema mit einem Krimi zu verbinden. Auf ca. 280 Seite führt er den Leser durch eine Geschichte, die grausamer nicht sein könnte. Man liest von Zwangssterilisation, Rassenreinheit, Tötung wegen Schizophrenie, oder einfach das Wegsperren kranker Menschen. Und das alles unter dem Gesichtspunkt des Gesundheitsgesetzes.

Teilweise aufwühlend, dann aber auch wieder sehr entspannend habe ich die Geschichte von Wolf und Helene verfolgt.

Die Protagonisten waren durchweg sehr deutlich charakterisiert dargestellt, so dass ich mich auch gleich in deren Gedankenwelt versetzen konnte. Besonders hervorheben möchte ich auch die Figur des Micha, die mich sehr berührt hat.

Durch die detaillierte Beschreibung der Örtlichkeiten hatte ich oft das Gefühl, direkt dabei zu stehen, um das Geschehen zu verfolgen.

Da der Schluss nach so ein bisschen Luft bietet. könnte ich mir eine Fortsetzung sehr gut vorstellen. Oder anders gesagt, ich hoffe darauf.

Anmerken möchte ich nach, dass de Geschichte meines Erachtens auch filmreif wäre.

Ich bedanke mich nochmal ganz herzlich bei dem Autor für diese tolle Idee und dem Gmeiner Verlag für das Leseexemplar.