Rezension

Schattenseite und Chance zugleich

Die Influencerin -

Die Influencerin
von Rebecca Russ

Der Thriller hat einen sehr angenehmen Erzählstil aus Sicht von Sarah und zwischendurch kurze Eindrücke in Form von Kommentaren, die die Influencerin erhält, sowie kurze Kapitel aus Sicht einer weiteren Person, von der lange Zeit unklar ist, um wen es sich handelt.

Sehr gut gefallen haben mir die familiären Eindrücke, wie sich die Arbeit von Sarah auf die gesamte Familie auswirkt, aber auch, wie es sich auswirkt, wenn Sarah ihren Account stilllegt und gestalkt wird. Jede*r aus der Familie geht anders mit der Situation um, die Tochter im Teenageralter ist hin- und hergerissen und gerät zwischen die Fronten, Sarah möchte nach dem Selbstmord einer Followerin nicht mehr so oberflächlich weiterarbeiten und ihr Mann und gleichzeitig Manager sieht sie als Einnahmequelle und drängt auf Profit. Zusätzlich kommen noch Unstimmigkeiten mit ihrer Assistentin und Adoptivschwester hinzu sowie Probleme mit einer demenzkranken Mutter und deren Pflegerin. Mehr Personen sind nicht involviert, der Radius ist relativ eingeschränkt, es spielt sich alles in einem kleinen Kreis der Verdächtigen ab. Sarah ist sich sicher, dass von ihr privat verwendete Fotos, die für einen Fake-Account verwendet werden, aus ihrem unmittelbaren Umfeld stammen müssen, denn nur gewisse Personen haben uneingeschränkten Zugang. Wem traut Sarah es am ehesten zu, sie so verletzen und zerstören zu wollen? Dieser Frage muss sie sich stellen und die Antwort darauf wird unschön werden.

Gelungen finde ich, dass Sarah durch die Aktion aufgerüttelt wird, aus ihrem Alltagstrott herausfindet und für sich selbst weiß, dass sie so nicht mehr weiter arbeiten möchte, sondern in Zukunft eine sinnvollere Arbeit bevorzugt. Somit hat diese beängstigende und negative Aktion auch einen kleinen Vorteil. Aber für wen entwickelt sie sich zum Nachteil? Gut finde ich auch, dass Sarah als Influencerin nicht im typischen Teenageralter ist, sondern schon eine reifere Frau und Mutter.

An gewissen Stellen hätte ich mir für einen Thriller noch mehr „thrill“ gewünscht, aber ansonsten habe ich mich sehr gut unterhalten gefühlt und die verpackte Botschaft, mehr auf seine Mitmenschen zu achten und weniger oberflächlich zu sein, ist angekommen.