Rezension

Schicksale vor der Küste Siziliens

Wohin mein Herz dich trägt -

Wohin mein Herz dich trägt
von Jani Friese

Bewertet mit 4 Sternen

Die frisch getrennte Elena macht Urlaub bei ihrem Cousin Luigi auf Sizilien. Nach ein Paar Tagen fallen ihr ein freundlicher Mischlingshund mit seinem weniger freundlichen Besitzer auf. Nach und nach aber bröckelt die unfreundliche Art des Fremden und Elena und besagter Mann, Gabriel, kommen sich näher. Gabriel ist Arzt und hilft bei den Flüchtlingsbooten, die in der Nähe ankommen. Elena begleitet ihn dorthin und lernt das Mädchen Imani und ihre unglaubliche Geschichte kennen!

Der Schreibstil war wieder einmal sehr gelungen! Anfangs locker-leicht wie eine schöne Sommerlektüre mit wunderschönen, bildhaften Beschreibungen von der Landschaft Siziliens. Man merkt Jani immer an, dass sie schon an den Orten war von denen sie schreibt! Nicht nur tolle Landschaften sondern auch witzige Details wie ein "erotisches Cafe", das es laut Jani wirklich dort geben soll, machen das Buch schon einzigartig. Selten ist es so das ich den Wein auf der Zunge und die Geräusche der Wellen so schmecken bzw. hören kann wie bei den Büchern der Autorin! Aber Jani kann auch anders. So locker und leicht die Geschichte beginnt, gibt es doch auch immer ein wichtiges Thema, dem sie sich in den Büchern widmet. Die Dramatik der Flüchtlinge, die Angst und leise Hoffnung, das Entsetzen und die psychische Belastung der Menschen dort wird so eindrücklich geschrieben, Wahnsinn! Man fühlt sich als würde man selbst in der engen, stickigen Unterkunft stehen und ohnmächtig zuhören wie viele schon wieder auf dem Weg nach Europa ertrunken sind.

Die Geschichte der Flüchtlinge und vorallem das Schicksal von Imani haben mich wirklich sehr berühren können! Ich habe geweint und gelacht, war unglaublich wütend und wurde so mitgerissen! Leider hat mir aber die Liebesgeschichte der Protagonisten nicht so sehr gefallen. Ich fand sie kitschiger und klischeehafter als bei Janis anderen Romanen, zudem wurde ich mit Gabriel nicht warm. Erst ganz zum Schluss habe ich ihn besser verstehen können aber das hat auch nicht alles wieder gut gemacht, in meinen Augen. Elena dagegen hab ich bewundert und fand ich eine tolle, starke Frau. Ich fand es zudem diesmal etwas vorhersehbarer und hatte einiges schon geahnt. Deshalb insgesamt einen Punkt Abzug. Trotzdem 4 Sterne für die grandiosen Beschreibungen von Sizilien, einer starken Protagonistin in der zweiten Hälfte der Geschichte, und vorallem für Imani und die wichtige Thematik der Flüchtlinge die Jani anspricht und die mich unheimlich berührt und auch zum nachdenken gebracht hat.