Rezension

Schlimmer Themenmix: Armenien. Buchreparatur. Love. Legende.

Hier sind Löwen - Katerina Poladjan

Hier sind Löwen
von Katerina Poladjan

Bewertet mit 2 Sternen

Nicht alles gefällt, was angeboten wird.

„Wir sind Löwen“ ist mein zehntes Buch von der Longlist des Deutschen Buchpreises 2019, das ich lese. Eine Enttäuschung.

In dem Roman von Katerina Poladjan geht es unter anderem um die Kunst der Buchrestauration und damit verwoben um Armenien und die speziellen Probleme dieses kleinen Landes, dessen Bevölkerung schon seit Jahrhunderten mit seinen Nachbarn blutige Fehden austrägt. Dieses Thema wäre eigentlich richtig spannend.

DIE KRITIK

Die Autorin fokusiert sich nicht auf Armenien, das heißt, sie baut zu viele Nebenschauplätze auf.

Da ist zum einen ihre eigene Familienchronik, irgendwo sind armenische Wurzeln, denen sie, recht planlos, nachspürt. Immerhin kommt sie so mit dem Volk in Berührung. Sie spricht mit unzufriedenen Studenten, Flüchtlingen aus Syrien, mit geschwätzigen Taxifahrern und mit Literaturwissenschaftlern, sie alle leisten ihren Beitrag dazu, den Leser über das Land zu belehren. Dennoch bleiben die geschichtlichen Hintergründe eher undurchsichtig, blass, schwammig.

Des weiteren bedient eine banale Affaire mit einem Einheimischen sogar die Trivischiene. Eine weiterer Handungsstrang widmet sich der Legende um einige Kinder, die aus dem Land flüchten mussten und dabei die Bibel, an deren Wiederherstellung sie arbeitet, dabei hatten. Das gibt zusammen mit dem heiligen Berg Arafat, der biblische Konnotation hat, Atmosphäre.

Dann kommt natürlich auch der Restauration von Büchern eine große Bedeutung zu. Man kann sich darüber streiten, ob der Mix aus Begeisterung und Informationsvermittlung über die Bücherwiederherstellung und dem Blick auf Armenien gelungen ist oder beides dabei irgendwie auf der Strecke geblieben ist. Jedenfalls ein gewagtes Unterfangen.  

FAZIT: Ein Buch, das viel will und zu wenig erreicht, Geschichte und Geschichten, Kunst und Historie als schwierigen Mix anbietet, leicht lesbar trotz sperriger Sprache. Gelegentliche poetische Momente machen den schwachen Plot jedoch nicht wett.

Kategorie: Anspruchsvolle Unterhaltung // Fischerverlag, 2019