Rezension

Schnee - des einen Freud, des anderen Leid

Gommer Winter -

Gommer Winter
von Kaspar Wolfensberger

Bewertet mit 4 Sternen

Alois “Kauz” Walpen versucht den Winter in seinem Speicher in Goms zu genießen. Um fit zu bleiben - oder fit zu werden, das ist Auslegungssache - besucht er einen Skikurs um seine Langlaufkenntnisse ein bisschen aufzufrischen. Ganz unversehens gerät er dadurch in die Ermittlungen um zwei ermordete Frauen, denn beide standen im Zusammenhang mit der Skischule. Die Betreiber der Skischule engagieren Kauz als Privatermittler, weil sie fürchten, die Anschläge auf die beiden Frauen dienten vor allem dem Zweck, ihre Schule, dem dazugehörigen Hotel samt moderner Anbauten und ihren ehrgeizigen Plänen zu schaden. Währenddessen zeigt der Winter nach und nach seine unschönen Seiten und schneidet Gomms immer weiter von der Außenwelt ab.

Ich gebe zu, dass der Einstieg in dieses Buch mich ein bisschen Mühe (und auch Nerven) gekostet hat. So viele Begriffe, die wohl in der Schweiz durchaus bekannt und geläufig sind, haben mich tatsächlich etwas genervt. Als Nicht-Schweizer musste ich immer mal wieder im Internet nachschauen, was z.B. “Üsserschwiizer” sind. Auch so manches andere musste ich nachsuchen.

Wintersport

Allerdings habe ich mich nach einer Weile daran gewöhnt, dass ich nicht immer alles verstehe - vieles wurde im Verlauf Textes auch für Nicht-Schweizer erklärt und einiges habe ich in der Rubrik “andere Länder, andere Sitten” abgelegt. Danach konnte ich die Geschichte dann auch tatsächlich genießen und das, obwohl ich Schnee und Wintersport so gar nicht leiden kann.

Landschaft

Der Kriminalfall um den es hier geht ist nicht sonderlich spektakulär, ganz im Gegensatz zu Landschaft, zu den Bewohnern  und zum Wetter. Die Landschaft wird sehr ausgiebig, sehr plastisch und sehr liebevoll beschrieben. Mir gefällt das und ich kann mir das alles wirklich gut vorstellen und mir einen Urlaub - wohlgemerkt einen Sommerurlaub - dort gut vorstellen. Ich mag den Winter nicht so gern und so, wie er hier beschrieben wird schon gleich gar nicht.

Gemeinschaft

Die Bewohner sind eine recht  eingeschworene Gemeinschaft und nicht jeder ist glücklich über den Tourismusrummel, der über sie hereingebrochen ist. Allerding können sie recht pragmatisch die angenehmen von den unangenehmen Seiten dieser Industrie trennen - meisten können das jedenfalls. Aber wie fast überall gibt es auch hier die eher Leidtragenden und die Gewinner. All die Beschreibungen der Leute fachte meine Neugier immer wieder an und ich wollte immer wissen, wie s mit ihnen weitergeht.

Max

Das es auch unter den Einwohnern Goms unangenehme Zeitgenossen gibt versteht sich von selbst und den eine oder anderen lerne ich im Laufe der Geschichte auch kennen. Ein wirklich sehr sympathischer Nebencharakter der Geschichte ist Max, ein Hund den Kauz mal vor einem dieser weniger netten Zeitgenossen gerettet hat. Hunde sind natürlich immer liebenswert und diese alte Geschichte sorgt hier nochmal für Ärger, was Kauz gewisse Sympathiepunkte einbringt. 

Logisches Ende

Auch wenn ich den Kriminalfall in dieser Geschichte für eher zweitrangig halte, wird natürlich fleißig ermittelt, verdächtigt und befragt. Er wird als weder vergessen, noch stiefmütterlich behandelt. Am Ende führen all diese Bemühungen zum gewünschten Erfolg und ich finde die Auflösung gut nachvollziehbar und logisch. Die Wetterverhältnisse sorgen für eine gewisse Dramatik ohne das es zu einem Hollywood-Showdown kommen muss und das passt ganz wunderbar zum Buch, zur Geschichte und zu Goms.

Mein Fazit:

Gommer Winter von Kaspar Wolfensberger ist eher eine sehr ausführliche Liebeserklärung an das Wallis und an Goms, in der auch ein paar Morde vorkommen. Ich fand die Geschichte toll, das Krimigeschehen war für meinen Geschmack ausreichend - aber ob da jeder so sehen wird?