Rezension

Schöne Liebesgeschichte, aber leider derbe Wortwahl

Sieben Jahre Sehnsucht - Sylvia Day

Sieben Jahre Sehnsucht
von Sylvia Day

Bewertet mit 4 Sternen

*Meinung:*

Laut Goodreads ist dies der erste Teil der Historical Reihe der Autorin, obwohl bei uns in Deutschland erst „Geliebter Fremder“ und somit Teil 2 übersetzt wurde. Allerdings haben die beiden Bücher so gut wie gar nichts miteinander zu tun, außer, dass sie in der selben Stadt und wohl auch annähernd der selben Zeit spielen. Ab und zu fallen ein paar bekannte Namen, aber das war es dann auch schon. Man kann die Bücher getrost unabhängig von einander lesen.

 

Die Grundidee und das historische Setting haben mir sehr gut gefallen, obwohl die Geschichte ein paar kleinen Längen aufwies. An sich wurde der Regency Flair hier deutlich besser herüber gebracht als in „Geliebter Fremder“. Wenn die Autorin sich nur darauf konzentriert hätte, wäre dies ein 5 Sterne Buch für mich geworden. Leider hat sie vieles mit ihren übertriebenen Erotikszenen, die von Wortwahl und Freizügigkeit einfach nicht in einen hist. Liebesroman passen, zerstört. Aber dazu berichte ich später mehr. Also die Geschichte handelt hauptsächlich von Jessica und Alistair. Obwohl sich beide schon eine Weile kennen, heiratet Jessica erst einen anderen Mann und ist dann sieben Jahre von Alistair getrennt. Nach diesen sieben Jahren beginnt dann die eigentliche Handlung um die beiden und davon spielt sich der größte Teil auf einem Schiff ab. Wer also viel Londoner Gesellschaft und Flair erwartet wird eventuell enttäuscht, obwohl die Geschichte wenn es um Szenen in London ging, wirklich schön geschrieben war. Ich persönlich mag hist. Liebesromane bei denen viel Handlung auf Schiffen stattfindet. Daher war ich nicht enttäuscht. Neben der Geschichte von Jessica und Alistair, gibt es aber auch noch einen Nebenhandlungsstrang um Jessicas Schwerster Hester. Dies war streckenweise gewöhnungsbedürftig, da ich den Wechsel von den Szenen auf dem Schiff, zurück nach London zu Hester teilweise etwas abrupt fand. Beide Stränge fand ich sehr schön, aber kaum war man in einen vertieft, so wechselte es wieder zum andern. Grundsätzlich passte dieses Mal das historische viel eher als in „Geliebter Fremder“. Das ganze Getue des Adels, die Etikette und die verschiedenen Rangfolgen und die Verpflichtungen, die daraus entstehen, wurden schön und überzeugend dargestellt. Interessant wurde das ganze dann noch durch den Aspekt der häuslichen Gewalt. Hier wird sowohl Gewalt Kindern gegenüber als auch Ehefrauen gegenüber thematisiert. Das wirkte nie plump und passte zum Rest des Geschichte.

 

Der Schreibstil war grundsätzlich sehr angenehm und locker. Sylvia Day weiß einfach wie sie Leser in ihre Geschichten zieht, Charaktere entwickelt und wie sie Emotionen vermittelt. Leider zerstörte sie diese schönen Wohlfühlmomente immer dann wenn es um Erotik ging und dass passiert in Romanen der Autorin nun mal sehr häufig. Bei zeitgenössischen Geschichten kann ich damit gut umgehen, aber in historischen Romanen passt es einfach gar nicht für mich. Über die extreme Freizügigkeit der Charaktere könnte ich eventuell noch drüber wegsehen, aber die vulgäre Wortwahl zerstört die Regency Stimmung einfach komplett. Solche Wörter passen für mich nicht in die Zeit und ich möchte sie auch nicht in Geschichten lesen. Es ärgert mich teilweise richtig, da schon geringe Änderungen der Wortwahl dieses Buch trotz hohem Erotikanteil zu einem absoluten Genuss gemacht hätten. Ich finde es schade, dass das Original so plump übersetzt wird.

 

Auf Spannung ist das Buch nicht ausgelegt. Es passiert relativ wenig, lediglich am Ende des Buches nimmt die Story etwas an Fahrt auf. Aber ich erwarte bei einem historischen Liebesroman auch keine extreme Spannung, sondern reine Unterhaltung und die habe ich hier bekommen.

 

Emotionen wurden sehr gut vermittelt. Jessicas Liebe und Sorge um ihre Schwester wirken sehr überzeugend. Auch ihre Gefühle für Alistair werden gut herüber gebracht. Durch Jessicas angenehmen Charakters fühlte ich schnell mit ihr mit und vor allem Hesters Schicksal berührte mich. Selbst Alistairs Gefühle wirken echt auf mich.

 

Die Charaktere waren wieder richtig gut. Das kann Frau Day einfach. Jessica ist unglaublich sympathisch. Sie ist offen und warmherzig. Man merkt ihr im Laufe des Buches auch eine deutliche Entwicklung an - sie wird sehr selbstbewusst. Auch Alistair entwickelt sich im Laufe der Geschichte von einem schönen, übermütigem Jüngling zu einem verantwortungsbewusstem Mann. Gerade über seinen Wandel war ich sehr überrascht und doch wirkte es überzeugend auf mich. Die zahlreichen Nebencharakter waren mit Liebe in die Story integriert. Vor allem Hester fand ich sehr interessant. Auch wenn ihr Schicksal nur eine Nebenrolle spielte, so hatte ihr Charakter doch soviel Tiefe, dass ich mit ihr mit litt.

 

Die Liebesgeschichte wurde sehr schön entwickelt. Am Anfang war ich eher skeptisch, da Jessica einen anderen Mann heiratet und dieser ebenfalls sehr sympathisch wirkte. Trotzdem passte es am Ende. Die beiden springen nicht gleich miteinander ins Bett, für Sylvia Day kommt es sogar erst ziemlich spät zu einer erotischen Szene zwischen den beiden. Trotzdem springt einen menschliche Begierde schon vor dieser Szenen sehr oft und für meinen Geschmack zu direkt an. Aber mit dieser starken Erotik-Betontheit könnte ich durchaus noch umgehen, da Syvia Day diese Szenen grundsätzlich sehr heiß schreibt. Das Problem ist einfach die Wortwahl und was im Englischen noch ganz angenehm klingt ist ins Deutsche übersetzt einfach streckenweise schon abstoßend – vor allem in einem historischen Setting. Wir befinden uns in dieser Geschichte in der Regency Zeit und nicht im derben Mittelalter. Vulgäre Wörter passen da für mich nicht und leider werden sie auch nicht nur in der wörtlichen Rede benutzt. Aufgrund des sonst so schönen Settings, der Charaktere und der eigentlichen Geschichte, habe ich mich regelrecht gezwungen diese Wörter auszublenden. Die Autorin hat durch ihre Crossfire Reihe einen sehr hohen Bonus bei mir und daher ziehe ich für diesen selbst für mich recht hohen Makel der Geschichte nur einen Punkt ab. Wer empfindlich auf obszöne Wortwahl reagiert, sollte von vornherein die Finger von diesem Buch lassen.

 

Warnungen: Vulgäre Wortwahl, Thematisierung häuslicher Gewalt (Warnungen sind bei mir nicht negativ wertend gemeint, sondern nur ein Hinweis für die Leser, die aus persönlichen Gründen ganz gezielt bestimmte Inhalte vermeiden möchten.)

 

Grundidee 4,5/5

Schreibstil 4/5

Spannung 3,5/5

Emotionen 4.5/5

Charaktere 5/5

Liebesgeschichte 5/5

Erotik 3/5

*Fazit:*

4 von 5 Sternen

Grundsätzlich ist dieses Buch eine sehr schöne historische Liebesgeschichte, aber leider wird durch die vulgäre Wortwahl viel vom Regency Flair zerstört. Der Erotikanteil ist gewohnt hoch, was mich nicht all zu sehr stört, aber die Wortwahl war einfach total unpassend. Die Charaktere wurden dagegen sehr schön entwickelt, die Emotionen gut vermittelt und die Liebesgeschichte war schön und überzeugend. Wer mit hohem Erotikanteil und vulgärer Wortwahl leben kann, wird dahinter eine sehr wunderschöne Regency-Liebesgeschichte entdecken.

 

Reihe: (Original/dt. Ausgabe)

Seven Years of Sin / Sieben Jahre Sehnsucht

The Stranger I married / Geliebter Fremder

Pride and Pleasure / Stolz und Verlangen (erscheint am 10.02.2014)

Bad Boys Ahoy! /?