Rezension

Schöne Liebesgeschichte, aber thematisch kein einfacher New Adult Roman…

All Saints High - Die Prinzessin - L. J. Shen

All Saints High - Die Prinzessin
von L. J. Shen

Bewertet mit 5 Sternen

Schöne Liebesgeschichte, aber thematisch kein einfacher New Adult Roman…

Der New Adult Roman „All Saints High: Die Prinzessin“ ist am 27.03.2020 im Lyx Verlag erschienen und spielt in San Diego.

Daria Followhill ist das beliebteste Mädchen an der All Saints High, doch glücklich ist sie dadurch nicht. Denn vor einigen Jahren hat sie das Leben der gleichaltrigen Silvia Scully zerstört. Die Schuldgefühle quälen sie bis heute. Als Daria erfährt, dass Silvias Zwillingsbruder Penn nach dem Tod der Mutter im Grunde obdachlos ist, sorgt sie dafür, dass ihre Eltern ihn bei sich aufnehmen. Daria weiß, dass Penn sie hasst, für das was sie getan hat. Trotzdem fühlen sie sich zueinander hingezogen und Daria kann sich dieser Anziehungskraft nicht entziehen, obwohl sie weiß, dass die Liebe zu ihm sie zerstören könnte. Vor ihnen liegt eine aufregende Zeit, die geprägt ist von intensiven Gefühlen und ihrem inneren Konflikt, ob sie einander wirklich vertrauen können.

Einen Tag habe ich für dieses Buch gebraucht, das mich zufrieden und auch glücklich zurücklässt.

Das Cover ist der Wahnsinn. Es ist wunderschön. Ich liebe diese Farben. Und für mich passt es auch prima zur Geschichte und in das Genre.

Der Klappentext hat mich auch sofort gepackt. Er führt die Hauptfiguren und den Hauptkonflikt ein und er vermittelt eine erste Stimmung des Buches.

Daria ist die beliebteste Schülerin der Abschlussklasse an der All Saints High. Sie ist hübsch und ihre Eltern sind wohlhabend. Doch das allein macht eben nicht glücklich. Daria kämpft immer noch mit ihren Schuldgefühlen, weil sie das Leben der gleichaltrigen Silvia Scully aus Eifersucht zerstört hat. Ihre Mutter, die Daria nur mit Melody anspricht hat sich immer mehr für Silvia interessiert und später auch mehr für Darias jüngere Schwester Bailey. Es ist eine echt schwierige Mutter-Tochter-Beziehung und man kann nachvollziehen, warum Daria sich immer minderwertig gefühlt hat bzw. was sie zu ihrer damaligen Tat getrieben hat. Und das, was damals geschah, steht jetzt auch noch ihrer großen Liebe im Wege. Anfänglich ist Daria recht gemein und unnahbar, trotzdem mochte ich sie von Anfang an, allein wegen der Beziehung zu ihrer Mutter. Echt krass! Auch Penn gegenüber ist sie am Anfang eklig, doch er steht ihr in nichts nach und sagt ihr die Meinung und so beginnt sie immer wieder aufs Neue, sich zu reflektieren und an sich zu arbeiten. Daria macht eine wunderbare und nachvollziehbare Entwicklung durch und ich habe sie in mein Herz geschlossen. Sie ist aktiv, stellt sich allen Herausforderungen und ich finde sie sehr authentisch.

Auch Penn mochte ich sofort und konnte ihn in seinem Verhalten verstehen. Er fühlt sich hin- und hergerissen zwischen den Schuldgefühlen wegen seiner Schwester und der enormen Anziehungskraft, die von Daria ausgeht. Auch er ist unnahbar und lässt niemanden so richtig an sich heran. Trotzdem bekommt bei ihm jeder eine Chance. Und wer es sich verdirbt, ist selbst schuld. Penn macht ebenfalls eine gelungene Entwicklung durch und ist sehr aktiv. Er hat ein großes Herz, verborgen unter einer harten Schale, aber das macht ihn so sympathisch. Er nimmt alle Hürden und hat vor nichts wirklich Angst. Und er ist ein toller Freund, Kumpel und Bruder.

Auch alle anderen Figuren mochte ich, es sei ihre Aufgabe war, nicht gemocht zu werden. Jede Figur hat ein eigenes Ziel / eine eigene Motivation und ergänzt die Haupthandlung mit dem jeweiligen Nebenerzählstrang. Via mochte ich überhaupt nicht und bin auch bis zum Ende nicht mit ihr warm geworden. Darias Mutter ist sehr speziell und ich habe auch irgendwie eine Wut auf sie entwickelt, trotzdem tat sie mir gleichzeitig leid. Sie konnte nicht aus ihrer Haut, obwohl sie erkannt hat, wo das Problem lag. Das ergibt sich aber erst am Ende der Geschichte. Dafür ist Darias Vater echt cool und absolut sympathisch.

Die Handlung hat mir auch gut gefallen. Es wurde eine ansteigende Spannungskurve mit kleineren und größeren Konflikten und überraschenden Wendungen entwickelt. Ich konnte nicht aufhören zu lesen. Es ging einfach nicht. Thematisch ist es schwer und sehr emotional, aber für mich ein wichtiges Thema. Und das Ende war voll nach meinem Geschmack. Ach was habe ich mich gefreut…

Und wie liest sich das Buch nun?

Es sind 28 längere Kapitel + Prolog + Epilog, die in der ICH-Form im Präsens abwechselnd aus der Sicht von Daria und Penn geschrieben sind. Das hat mir sehr gut gefallen, weil man so ganz nah an den Hauptfiguren war, wusste, warum sie wie handeln und was sie denken und weil ich dadurch eine Bindung zu ihnen aufbauen konnte.

Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Alles liest sich locker und flüssig. Die Dialoge sind frisch und authentisch und passen auch vom Ausdruck sehr gut in das Genre. Die Beschreibungen der Settings und die atmosphärischen Beschreibungen haben das Ganze sehr lebendig gemacht. Ich hatte zu jeder Zeit ein Bild vor meinem inneren Auge. Aber ganz besonders hat mir die Darstellung der emotionalen Ebene gefallen. Daria und Penn bzw. ihr Umgang miteinander hat mich sehr bewegt, aber auch berührt und es gab Momente/Szenen, die mir haben Tränen in die Augen steigen lassen. Wirklich toll!

Mein Fazit nach 448 Seiten:

„All Saints High: Die Prinzessin“ zeigt sehr emotional, wie schwierig und zerstörerisch es sein kann, mit Schuldgefühlen zu leben und nicht die Wahrheit zu sagen.

Wer einen bewegenden New-Adult Roman sucht, der in San Diego spielt und die Themen „gestörte Mutter-Tochter-Beziehung“ und „Schuldgefühle“ verarbeitet, der dürfte mit diesem Roman gut beraten sein.

Von mir erhält dieses Buch eine ganz klare Kaufempfehlung (5/5 Sternen), weil Daria für mich eine ganz besondere Figur ist, die eine schwere Last zu tragen hat und damit meine ich nicht den Vorfall mit Silvia Scully. Außerdem gefällt mir die Liebesgeschichte zwischen Daria und Penn sehr, d.h. das Hin- und Hergerissensein zwischen Hass und Liebe. Das ist wirklich super dargestellt worden. Und auch der Schreibstil ist wundervoll. Kritikpunkte habe ich keine.

Insgesamt ist es für mich ein sehr gelungener Roman, den ich nur weiterempfehlen kann und definitiv eines meiner Jahreshighlights 2020. Und nun muss ich noch bis Juli warten, denn dann soll der Nachfolgeband erscheinen.

Vielen Dank an L. J. Shen für diese Geschichte.