Rezension

Schöne und spannende Idee, in der Umsetzung allerdings ausbaufähig.

Alba & Seven
von Natasha Ngan

Bewertet mit 3.5 Sternen

London im Jahre 2144

Die Stadt ist gespalten in Nord und Süd. Während die einen im Luxus schwelgen, kämpfen die Anderen jeden Tag gegen Hunger, Armut und Unterdrückung.
Die 16-jährige Alba, Tochter eines der mächtigsten Männer der Stadt, hat ihren goldenen Käfig im Norden so unglaublich satt. Ihr ganzes zukünftiges Leben wird von ihrer distanzierten und unterkühlten Mutter bereits geplant, Freunde hat sie, außer ihrer Zofe Dolly, nicht und wenn sie nicht gerade die Schulbank drückt, dann hat sie eigentlich nichts zu tun.
Als sie Seven, einen Dieb aus dem Süden, dabei erwischt, wie er sich nachts ins Haus schleicht um die Erinnerungschips ihres Vaters zu stehlen, wittert Alba ihre Chance auf ein großes Abenteuer.
Sie zwingt Seven dazu ihr seine Welt zu zeigen, doch beide ahnen nicht in welch gefährliche Situation sie sich damit bringen....

Meinung:

Das Cover ist eine absolute Augenweide und weckte durch die intensiven Farben und den großen, in unterschiedlichen Lettern gedruckten, Titel direkt meine Aufmerksamkeit. Der Klappentext tat sein Übriges: Ich musste dieses Buch unbedingt haben und lesen.

Natasha Ngan zieht mich bereits auf der ersten Seite in eine spannungsgeladene Szene, die mich sofort gepackt hat. Allerdings springt sie im nächsten Kapitel erst einmal 11 Stunden in der Zeit zurück und lerne sowohl Alba, Seven, als auch die Umstände die zur ersten Szene führten, kennen.

Das Prinzip dieser Geschichte ist alles andere als neu. Reiches, wohlbehütetes Mädchen trifft auf einen Jungen aus dem armen Bezirk. Gemeinsam kämpfen sie gegen ein System, wobei sie sich verlieben. Soweit die Theorie.

Allerdings schafft es Natasha Ngan durch eine frische Idee, mich für sich und ihre Geschichte zu gewinnen.

Denn in "Alba & Seven" geht es um Erinnerungen.

Dank modernster Technik ist es möglich, seine Erinnerungen auf einem Chip zu speichern und diese Chips mittels einer Gedankenmaschine abzuspielen. Man nennt das "Erinnerungssurfen". Allerdings tut man dies nicht mit seinen eigenen Erinnerungen, sondern mit denen Anderer. Die Chips werden gehandelt wie heutzutage Aktien oder Gold, sie sind kostbar, teuer und nur die Reichen können sie sich leisten.

Seven ist süchtig nach dem Surfen, weil es ihn aus seinem tristen Alltag reißt und in eine andere Welt katapultiert. Für ihn sind die Chips pures Glück. Deshalb verdient er sich seinen Lebensunterhalt mit dem Stehlen und Verkaufen von Chips, die er alle selbst auch surft.
Als er den Chip von Albas Vater klaut, bringt er sich in eine katastrophale Lage, nicht nur, das er etwas sieht, das sein komplettes Leben auf den Kopf stellt, der Diebstahl von Chips wird auch verfolgt und mit dem Tode bestraft. Zu allem Überfluss hat er jetzt auch noch Alba an der Backe, die er unbedingt vor Unheil schützen will und muss.

Ich fand die Idee wirklich richtig gut, muss allerdings sagen, das mir die Umsetzung manchmal etwas unausgegoren erschien. Es wird nicht alles so erklärt, wie ich mir das gewünscht hätte und es fiel mir stellenweise schwer, die ganzen losen Fäden die mir die Autorin hinwirft, zu einem großen Ganzen zu verknüpfen.

Auch die Protagonisten sind recht stereotyp. Wir haben das reiche unbedarfte Mädchen, das sich zur taffen Rebellin entwickelt und einen jungen Mann, der wahrlich nicht auf den Mund gefallen ist und der sich gegen das System auflehnt. Ich hätte mir hier ein paar unvorhergesehene Charakterzüge gewünscht, die die beiden für mich etwas greifbarer machen.

Natasha Ngan schlüpft in die Rolle eines peronalen Erzählers und switched dabei immer zwischen Alba & Seven hin und her. Ihr Schreibstil liest sich sehr flüssig, auch wenn sich die Spannung nach dem ersten Kapitel deutlich zurückhält. Gegen Ende zieht sie wieder an und da wars mir kaum möglich das Buch wegzulegen.

Das Ende selbst ist okay, lässt für meinen Geschmack jedoch zu viele Fragen offen und ich frage mich ernsthaft ob da vielleicht noch ein Teil nachkommen wird. Wünschenswert wäre es definitiv, denn die Idee ist ausbaufähig und hat jede Menge Potenzial.

Fazit:
"Alba & Seven" glänzt durch eine sehr geniale Idee, bringt aber sonst nicht wirklich viel Neues mit. Das Schema ist bekannt, die Figuren sind recht stereotyp und am Ende bleiben ziemlich viele Fragen offen, so das ich eine Fortsetzung wirklich wünschenswert fände.