Rezension

Schon wieder enttäuscht mich Colleen Hoover

Ugly Love - Colleen Hoover

Ugly Love
von Colleen Hoover

Ein schöner Schreibstil allein reicht mir nicht. Handlung und Charaktere waren platt bzw. für mich teilweise unerträglich. Nur wegen Schreibstils noch 2 Sterne.

Inhalt

Tate zieht zu ihrem Bruder Corbin nach San Francisco, damit sie ihre Ausbildung als Krankenschwester abschließen und so schnell wie möglich einen Job finden kann. Als sie seine Wohnung in einem beeindruckenden Hochhaus betreten will, wird ihr der Eingang jedoch von einem betrunkenen Typen versperrt. Wie sich herausstellt, ist das Miles. Wie Corbin ebenfalls Pilot und bei derselben Airline angestellt, Nachbar und Freund.

Das Einzige, was Tate und Miles miteinander verbindet, ist eine unglaubliche sexuelle Anziehungskraft. Die beiden machen einen Deal: sie werden fuck buddies, denn Tate hat keine Zeit für eine normale Beziehung und Miles möchte schlicht und weg keine. Miles hat nur zwei Regeln: "Never ask about the past. Don't expect a future." Doch diese Regeln einzuhalten fällt Tate viel schwerer, als sie anfangs glaubte...

Meine ausführlichere Meinung

Vorneweg: ich mochte Colleen Hoovers Debütroman "Slammed" wirklich gerne und vor allen Dingen ihren Schreibstil finde ich bezaubernd. Deshalb finde ich es auch so dermaßen schade, dass sie in letzter Zeit für meinen persönlichen Geschmack einfach so dermaßen nachgelassen hat und ihre Bücher für mich viel zu sehr in die platte Erotica-Schiene rutschen. Ich habe nichts gegen Sexszenen, aber Charakter und Handlung dürfen deshalb nicht darunter leiden und sich alles auf wildes Rumgeficke konzentrieren. Mir ist klar, dass es sich bei "Ugly Love" um einen New-Adult-Roman handelt und Sex mit dazu gehört. Aber wie schon bei ihrem letzten Buch, welches dieses Jahr erschienen ist ("Maybe Someday") und welches mich unglaublich enttäuscht hat, bin ich auch hier regelrecht entsetzt, wie dünn und hanebüchen die eigentliche Handlung ist und wie teilweise ekelhaft die Charaktere handeln und dies dem Leser als Liebe verkauft wird.

Was mir gefiel, ist leider schnell gesagt: der Schreibstil. Eine Nebenfigur namens Cap, der im Hochhaus arbeitet und den Fahrstuhl bedient. Die Interaktionen zwischen Cap und Tate. Die Geschwisterbeziehung Tate und Corbin. Aber das war es dann leider für mich auch schon. 

Erzählt wird das Ganze abwechselnd aus Sicht von Tate und Miles, wobei Miles Sichtweise pseudopoetisch geschieht und der Text zentriert ist. Seine Sichtweise war für mich zu kitschig und passte auch nicht zu dem Miles, den wir durch Tates Augen kennen lernen.

Zudem war der Kitschfaktor extrem hoch! Hier ein Beispiel:

"I'm attracted to you, Tate, " he says, his voice low. "I want you, but I want you without any of the other stuff." I have no thoughts left. Brain = Liquid. Heart = Butter. I can still sigh, though, so I do.

(Kleine Warnung: Tate seufzt sehr, sehr oft. Sehr oft.)

Miles hat eine dramatische Vergangenheit und wird deswegen als total gebrochener Charakter gezeichnet. Für mich war das alles eine Spur zu heftig. Und auch, wenn es manche seiner Handlungsweisen für mich nachvollziehbar macht, bin ich trotzdem der Meinung, dass es keine Entschuldigung dafür ist, wie er Tate oft behandelt. Und Tate, die dumme Kuh (tut mir leid, sie ist in dieser Hinsicht für mich eine dumme Kuh!), nimmt das einfach alles so hin und lässt sich wie Dreck behandeln, weil sie ihn ja liebt und so viel Verständnis hat. Sorry, aber nein. Beweise doch mal ein wenig Rückgrat! Von wegen, Tate ist eine starke Persönlichkeit. Für mich ist sie, was man im Englischen als "doormat personality" bezeichnet. Und zwar eine doormat par excellence!

Dann gibt es noch ein bisschen für mich zu viel unnötiges Extradrama (zum einen in Form eines weiteren Piloten, zum anderen mit Miles Vergangenheit, und zum dritten natürlich mit einem möglichen Flugzeugunglück).

Den absoluten Höhepunkt stellt für mich jedoch absolutes Megaarschlochverhalten von Miles dar (zwei Mini-Spoiler folgen): einmal benutzt er Tate auf dermaßen fiese Weise sexuell, dass es für mich schon scharf an der Grenze zum Missbrauch ist. Und zum anderen, wieder in einer Sexszene (denn von diesen wimmelt das Buch nur so), tut bzw. sagt er etwas zu ihr. Ich fand es zwar schon unmöglich genug, wie Tate darauf reagiert, aber noch unglaublicher, dass Miles sie dann einfach weiterfickt. 

Fazit

Colleen Hoover rutscht für mich leider immer mehr ins Erotica-Genre ab, worunter Handlung und Charaktere deutlich leiden. Mir war das alles zu viel Drama, die Handlung war sehr dünn und kaum vorhanden, die Charaktere (vor allen Dingen Miles) waren mir sehr unsympathisch. Was hier als Liebe und Zuneigung verkauft wird, ist für mich sehr grenzwertig gewesen und es war für mich mehr Rumgeficke als sonst etwas. Absolut kein Lesevergnügen.

Nach ihrem Buch "Maybe Someday", welches mich leider bereits ebenfalls sehr enttäuscht hat (Rezension hier), also ein weiterer Reinfall für mich. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob ich Frau Hoover noch einmal eine Chance geben werde. Gleich zwei dermaßen große Reinfälle und für mich bedenklich dargestellte Liebesbeziehungen kann ich nicht so schnell verzeihen.

Kommentare

Anchesenamun kommentierte am 18. August 2014 um 13:37

Wieder mal eine lesenswerte und amüsante Rezension. Deine Rezis sind um Längen besser als die Bücher, die du vorstellst, glaube ich. :-D