Rezension

Schonungsloser Lebensbericht

Ziemlich beste Freunde - Philippe Pozzo di Borgo

Ziemlich beste Freunde
von Philippe Pozzo di Borgo

Bewertet mit 3.5 Sternen

Ich habe das Buch gelesen, ohne den gleichnamigen Film zu kennen.

Im Buch erzählt der Autor sein Leben. Er beginnt mit seiner privilegierten Kindheit, beschreibt seine Ehe und berichtet über sein Leben als Tetraplegiker nach dem Unfall.

Schonungslos lässt er mich als Leser an seinem Erleben teilnehmen. Er blendet die Einschränkungen nicht aus, die ihm die Behinderung auferlegt, spricht über seine Halluzinationen kurz nach dem Unfall, über Schmerzen bis an die Belastungsgrenzen.

Sehr einfühlsam schreibt er über die Beziehung zu seiner Frau. Durch ihre Fehlgeburten und ihre Krankheit hat er schon vor dem Sturz die Schattenseiten des Lebens kennengelernt.

Der Schreibstil des Buches ist detailgenau. Über der Geschichte liegt eine eher düstere Grundstimmung. Die kurzen Abschnitte wirken wie kleine Episoden eines Lebens. Gedanken über Religion und Philosophie unterbrechen die Lebensbeschreibung. Unerfüllbare Wünsche werden genauso thematisiert wie die kleinen Freuden des Alltags.

Erst im letzten Kapitel geht er ausführlicher auf die Zusammenarbeit mit Abdel, seinen Pfleger, ein. Der kommt mir an vielen Stellen wie ein großes Kind vor. Seine Fehler toleriert der Autor großzügig, weil seine Lebensfreude ansteckend auf ihn wirkt.

Die überschäumende Freude, die das Cover zeigt, findet sich im Buch nur selten wieder.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die ehrliche und schonungslose Darstellung des Lebens des Autors wirkt authentisch und bewegend. Durch seine finanziellen Verhältnisse kann er sich viele Hilfen leisten, die das Leben erträglicher machen. Es wird aber deutlich, dass persönliche Zuwendung für neue Lebensfreude wesentlich wichtiger ist.