Rezension

Schonunslos, ehrlich und absolut schockierend

Spiegelmädchen -

Spiegelmädchen
von Katja Montejano

Bewertet mit 4 Sternen

Früher hab ich die Psychothriller von Katja Montejano unglaublich gern gelesen, weil sie eine ganz eigene Art hat, für Brisanz und Dramatik zu sorgen.
Daher hab ich mich auch sehr auf ihr neues Werk gefreut und musste es direkt inhalieren.
Bis ich entdeckt habe, dass ich es bereits 2015 gelesen habe. Da wäre ein Hinweis, dass es sich um eine Neuauflage handelt hilfreich gewesen. Es erschien bereits 2015 unter dem Titel „Im Zerrspiegel“.

Ihr Schreibstil ist dabei unglaublich fesselnd und mitreißend. Die Atmosphäre düster und unheilvoll.
Durch die relativ kurzen Kapitel ließ es sich auch wahnsinnig schnell lesen.
Wir erfahren hier alles abwechselnd aus Jazz´ Sicht und aus der des Täters.
Dieser Wechsel hat mir gut gefallen, denn so hatte man einen guten Überblick über die Gesamtsituation und konnte somit auch leichteren Zugang zu Ihnen und Ihrer Persönlichkeit finden.
Der Täter wurde unglaublich gut dargestellt.
Böse, raffiniert und mit einem Hauch Wahnsinn versehen. Ich hab die Kapitel mit ihm unglaublich gern gelesen, auch wenn es dabei ordentlich zur Sache geht und so manches Mal sehr beängstigend und verstörend ist.
Insgesamt sind sie absolut authentisch und greifbar.
Was diese Geschichte aber so besonders macht, ist die junge Jazz.
Sie ist kein normales Mädchen sie leidet unter dem Asperger Syndrom.
Sie muss immer alles analysieren und Ehrlichkeit ist ihr zweiter Vorname auch wenn das bei vielen Unverständnis auslöst. Bei allem was sich berechnen lässt, ist sie hochintelligent.
Mit Emotionen oder Redewendungen kann sie dagegen nicht viel anfangen.
Somit fällt ihr auch der Umgang mit normalen Menschen schwer, weshalb sie auch eine Einzelgängerin ist.
Doch als sie Joshua kennenlernt, fasst sie sofort Vertrauen zu ihm, er wird ihr Fels in der Brandung.
Sie hat mich von Anfang an fasziniert und in den Bann gezogen. Der Autorin ist es sehr gut gelungen, Jazz´ Persönlichkeit darzustellen. Sie wirkte in allen Belangen sehr authentisch auf mich.
Nach und nach lernt sie den Umgang mit den Menschen.
Trotz allem, hat mir bei Jazz jedoch noch etwas mehr Tiefe gefehlt, sie war mir etwas zu unnahbar. Ich hätte gern mehr von ihr erfahren, einfach ihr Seelenleben erforscht.
Die anderen Charaktere wurden auch sehr gut dargestellt, dennoch fehlte es auch ihnen an Tiefe.
Hier wird mehr an der Oberfläche gekratzt und der Leser bekommt so ein Gespür für die Gesamtsituation.
Trotz allem konnte ich dennoch Emotionen entwickeln.

Nach einem brutalen Übergriff lebt die junge Jazz in Angst und Schrecken.
Hinzu kommt, dass ihre Mutter und ihre Zwillingsschwester Danika spurlos verschwunden sind.
Die Polizei tappt im Dunkeln und weiß sich keinen Rat.
Dann meldet sich der Täter bei Jazz und ein tödliches Katz- und Mausspiel entbrennt…

Der Prolog war schon sehr heftig und bei mir zog das Grauen ein.
Die Geschichte beginnt sehr spannend und es wird auch nicht großartig drumherum geredet.
Die Autorin dringt sofort zum wesentlichen Kern des Buches vor und sie lehrt uns das Grauen.
Aber richtig.
Im Laufe der Geschichte erfahren wir immer mehr, vom Opfer wie auch vom Täter.
Wir erleben, wie sie sich immer weiter umkreisen und wie sich die Schlinge allmählich zuzieht.
Die Ausweglosigkeit und die Brisanz dieser Geschichte wird uns vor Augen geführt.
Es lässt uns die Verzweiflung spüren und bei den sehr detaillierten Beschreibungen zieht das Grauen bei uns ein. Es löst Entsetzen , wie auch Fassungslosigkeit beim Leser aus.
Ich hab mich mehr als einmal gefragt, wie man so emotionslos sein kann.
Eine Kaltblütigkeit, die keine Grenzen kennt.
Wie muss jemand ticken, der so handelt und so empfindet?
Die Hintergründe sind wirklich heftig und haben mich wirklich fertig gemacht.
Der Schmerz und die Tragik dahinter gehen so unglaublich tief, es zerreißt dich förmlich und du fühlst eine nie geahnte Wut und Verzweiflung.
Wir betreten Gefilde, die einfach die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele offenbaren und dabei so viel hervorbringen.

Ein Thriller, der sehr temporeich und fesselnd ist.
Er übt einen wahren Sog auf den Leser aus, dem man sich nicht entziehen kann.
Ich kann jetzt nicht sagen, dass ich mit einer bestimmten Person mitgelitten und mitgefiebert habe. Es war eher das Gesamtpaket, das meine Emotionen hochkochen ließ.
Je näher wir dem Showdown kommen , umso spannender und heftiger wird das Ganze.
Psychospielchen und die verzweifelte Suche nach dem Täter reichen sich die Hand.
Egal was Jazz´ macht, der Täter ist ihr immer einen Schritt voraus.
Was führt er im Schilde und warum hat er es auf sie abgesehen?
Den Showdown empfand ich als etwas kurz, das hätte man weiter ausbauen können. Denn so war ich etwas enttäuscht, dass das nun alles war.
In diesem Thriller geht es teilweise richtig heftig zur Sache, dadurch ist es nicht unbedingt für sanfte Gemüter geeignet.
Es blieb aber trotz allem bis zum Schluss unvorhersehbar, was mir sehr gut gefallen hat.

Fazit:
Endlich gibt es neuen Lesestoff von Katja Montejano. Wobei das nicht ganz richtig ist.
„Das Spiegelmädchen “ erschien bereits 2015 unter dem Titel „Im Zerrspiegel“ .
Eine Rachefeldzug, der keine Grenzen kennt und wahrlich unter die Haut geht.
Schonunslos, ehrlich und absolut schockierend.
Ein vielschichtiger, beklemmender und nervenaufreibender Psychothriller, der an die Grenzen der Belastbarkeit bringt und zudem mit einer ungewöhnlichen Protagonistin punktet.
Unbedingt lesen.