Rezension

Schräge Version von „die Schöne und das Biest“

Räuberherz - Julianna Grohe

Räuberherz
von Julianna Grohe

Ich denke, das Buch wäre für mich das Richte gewesen als ich selbst noch 16/17 war!

Seit dem Tod ihrer Großeltern hat es Ella nicht leicht. Sie ist vor ihrem spielsüchtigen Vater weggelaufen und auch in der Schule machen ihr einige Mitschüler das Leben zur Hölle. Doch es kommt noch schlimmer als sie von dem rücksichtslosen Schönling Crys entführt wird. Er zwingt sie, in seinem luxuriösen Anwesen zu leben und für ihn und seine Freundin den Haushalt zu schmeißen. Nicht bereit kampflos aufzugeben, fragt sich Ella, was man für Geheimnisse und spezielle Vorlieben haben muss, dass man nicht einfach eine Haushälterin einstellen kann. Als es in der Villa vermehrt zu mysteriösen Ereignissen kommt und es Crys Freundin zunehmend schlechter geht, merkt Ella, dass mit ihrem Entführer etwas überhaupt nicht stimmt. 

Eine schräge Version von „die Schöne und das Biest“ trifft es wirklich gut! Trotz Parallelen zum Märchen hat Julianna Grohe etwas Neues geschaffen, das mich mit zwiespältigen Gefühlen zurücklässt. Ihr leichter und flüssiger Schreibstiel hat mir wieder einmal gut gefallen. Sie schafft es, auch in Situationen zum Verzweifeln noch Platz für Humor zu lassen!

Der Einstieg ins Buch ist mir nicht leicht gefallen, weil ich den Grund für Ellas Entführung etwas unlogisch fand. Wie dringlich kann man denn schon eine Putzfrau brauchen, dass man so weit geht, ein minderjähriges Mädchen zu entführen? Irgendwie passt diese Skrupellosigkeit auch nicht zu dem Crys, den man am Ende des Buches kennenlernt, aber davon will ich nicht zu viel verraten. Auch mit Ella als Protagonistin konnte ich zunächst nichts anfangen. Ihre schlagfertigen Sprüche wie „Ach, renn doch vors Auto“, mit denen sie immer wieder hitzige Gespräche mit Crys beendet, waren mir einfach zu gewollt und unreif. Da sie sich aber noch Mitten in der Pubertät befindet, passt es eigentlich. Spätestens ab Mitte es Büches habe ich dann richtig mit ihr mitgefühlt und fand es schön, ihre persönliche Entwicklung zu verfolgen. Weil ich so gespannt auf die Auflösung von Crys Geheimnis war (auch wenn es nicht ganz unvorhersehbar ist), habe ich das Buch an einem Tag durchgelesen. Mir hat gefallen, wie Crys Ella Stück für Stück hinter seine arrogante Maske blicken lässt. Das Knistern zwischen den beiden wurde für den Leser richtig spürbar, doch für meinen Geschmack haben sie einfach zu wenig Zeit zu zweit verbracht.

Dass mich die Entwicklung ihrer gegenseitigen Gefühle nicht so überzeugen konnte, lag aber vor allem an dem großen Alters- und Erfahrungsunterschied. Ellas pubertäre Probleme mit ihrem Selbstwertgefühl und Mitschülern in der Highschool passen einfach nicht zu dem Leben, das Crys führt. Ich konnte sie dadurch nicht richtig auf Augenhöhe sehen.  Einfach nur traurig ist, dass sie ihre ersten sexuellen Erfahrungen macht, indem sie den Mann, zu dem sie sich hingezogen fühlt, mit seinen Freundinnen erwischt. Die Wandlung vom hässlichen Entlein zum Schwan hätte sie auch als Volljährige durchmachen können.