Rezension

Schräger, origineller Kinderkrimi mit skurrilen Figuren und ganz viel Liebe

Der Tag, an dem Lotto-Werner verhaftet wurde -

Der Tag, an dem Lotto-Werner verhaftet wurde
von Jutta Wilke

Bewertet mit 4 Sternen

Finja ist unglücklich: Papa geht auf mysteriöse Verabredungen und lässt Finja häufig allein, außerdem verbringt Emil viel Zeit mit Juma, einer neuen Freundin. Lotto-Werner hingegen hat seinen persönlichen Jackpot gewonnen, er macht seiner geliebten Gerda Wischnewski einen Heiratsantrag. Doch der geht leider gründlich schief. Gerade als Werner den Ring herausholt, wird er von der Polizei verhaftet. Lotto-Werner soll ein Dieb sein? Nie im Leben. Finja möchte unbedingt Werners Unschuld beweisen und beginnt zu ermitteln. Zur Not geht das bestimmt auch ohne Emil und die lästige Juma, glaubt sie.

 

Jutta Wilke schreibt in Gegenwart und Ich-Form aus Finjas Sicht. Das macht sie sehr direkt, lebendig, mit viel wörtlicher Rede, erfrischend, kindgemäß und authentisch in 20 Kapiteln von ganz unterschiedlicher Länge. Besondere Highlights sind die amüsanten Steckbriefe der vorkommenden Personen. Die stammen eigentlich ursprünglich von Emil, Finja hat sie aber ergänzt und korrigiert. Sehr passend dazu Ulf Ks individuelle Illustrationen: schwarz-weiß, plakativ, klar, eckig, witzig und aussagekräftig. Das Buch richtet sich an Kinder ab zehn Jahren.

 

Detektivin Finja fühlt sich aktuell nicht sehr wohl in ihrer Haut, ihr Vater und Emil vernachlässigen sie. Bei all der Aufregung um Lotto-Werner merkt sie gar nicht, was wirklich mit ihr los ist…    
Finjas bester Freund Emil hat sich diesmal vorgenommen, einen echten Liebesroman zu schreiben. Angesichts der in der Luft liegenden Spannungen gar nicht so einfach. Und dann gibt es ja noch Juma mit den intensiven blauen Augen, die vielleicht gar nicht so nervig ist, wie Finja anfangs glaubt. Zusätzlich komplettieren viele skurrile Figuren wie die kittelschürzentragende Frau Wischnewski, der vergessliche Alte aus der Dreizehn oder die coole, zupackende Friseurin Silke die Figurenkonstellation. 

 

 

Wer steckt hinter Lotto-Werners Verhaftung? Finja versucht die Wahrheit herauszufinden und erlebt ein turbulentes, spannendes, überdrehtes und ganz schön verrücktes Abenteuer. Wie es sich für eine echte Detektivin gehört, beobacht und lauscht sie, bleibt immer dran, beweist Geduld, schaut hinter Fassaden, versucht, sich nicht auf falsche Fährten locken zu lassen, findet allerhand Geheimnisse und schließlich Lösungen. Nebenbei gerät sie in emotionale und verletzende Auseinandersetzungen, macht verschiedene interessante und extravagante, teils kriminelle Bekanntschaften und stößt dabei immer wieder auf die Liebe. Gegen Ende geht es fast etwas zu  rasant und wendungsreich zu. „Der Tag, an dem Lotto-Werner  verhaftet wurde“ ist dennoch insgesamt eine nette, komische, phantasievolle und sehr originelle Freundschafts-Detektivgeschichte mit viel Herz, die wie schon der Vorgänger einige Überraschungen auf Lager hat. Wer nicht ganz ernste, aber dafür umso unterhaltsamere Krimis und liebenswerte skurrile Figuren mag, für den ist dieses Buch genau richtig.