Rezension

Schwaches Reihenfinale

Miss Emergency -  Überdosis Schmetterlinge - Antonia Rothe-Liermann

Miss Emergency - Überdosis Schmetterlinge
von Antonia Rothe-Liermann

Bewertet mit 4 Sternen

Ich muss gestehen, dass ich die "Miss Emergency"-Reihe bislang immer nur recht okay fand, aber nie wirklich überragend. Da ich aber den vierten Band "Operation Glücksstern" deutlich besser als seine Vorgänger fand, waren meine Erwartungen an "Überdosis Schmetterlinge" recht hoch und ich habe einen tollen Abschluss der Reihe erwartet. Leider war dem jedoch nicht so, da die Figuren mich in diesem Band leider gar nicht überzeugen konnten, was ich, besonders bei Lena und Isa, unglaublich schade finde.

Der Schreibstil hat mir bislang eigentlich immer recht gut gefallen, bei diesem Band hatte ich jedoch an der einen oder anderen Stelle sehr zu kämpfen, da sich vieles immer wieder wiederholt hat. Dies liegt zwar hauptsächlich an Lenas Gefühls- und Gedankenchaos, aber dennoch hätte es für mich gereicht, wenn man nicht immer alles hätte wiederholen müssen. Dadurch hatte ich mehrfach das Gefühl, die Geschichte auf der Stelle stehen bleiben und eine wirkliche Weiterentwicklung der Charaktere konnte dadurch ebenfalls nicht stattfinden. Die Dialoge sind aber wie immer gut ausgearbeitet und trotz der vielen medizinischen Begriffe kann man der Geschichte gut folgen, da jede Krankheit gut erklärt wird. Dazu fand mir in der Geschichte auch viel zu viel Krankenhausalltag statt, sodass sämtliche Figuren, bis auf Lena, immer mehr in Versenkung geraten sind. Und damit beginnt auch schon mein Problem, denn die ganzen Nebenfiguren haben diese Reihe für mich bislang immer ausgemacht.

Lena ist zwar an sich eine wirklich sympathische Figur, aber in diesem Band hat sie mich mit ihrer Unsicherheit, ihren Gefühlen und Gedanken wirklich genervt. Sie versteht nicht, dass sie mittlerweile tatsächlich Ärztin ist und denkt nach wie vor wie eine Studentin, sodass sie immer wieder jede Menge Gedankengänge hat, bevor sie überhaupt handelt. Dies kann ja am Anfang nett sein, da man ihr anmerkt, dass sie sich bemüht, aber wenn sich dies nach 150 Seiten immer noch nicht ändert, ist dies für mich als Leserin dann doch sehr frustrierend. Dazu besteht ihr ganzes Leben mal wieder nur aus Arbeit und Zweifeln an sich und ihren Mitmenschen. Ich hätte mir gewünscht, sie wäre selbstbewusster gewesen und hätte mehr gewusst, was sie im Leben möchte. Auch Isa und Jenny sind in diesem Teil eher ein nettes Zubehör. Jenny wirkt zwar deutlich gereifter und kämpft für ihr Ziele, aber dennoch blieb sie für mich erschreckend schwach. Gleiches gilt wie Isa, die hier wie ein altmodisches Hausmütterchen dargestellt wird. Um sie, die bislang meine Lieblingsfigur war, tut es mir daher besonders leid, denn so eine Entwicklung hat sie einfach nicht verdient.
Gleiches gilt für die Männer, die ebenfalls nur minimal vertreten sind. Zwar ist Tobias (mal wieder) immer sofort zur Stelle, aber auch nach dem fünften Band kann ich sagen, dass ich ihn nie kennenlernen durfte. Alex ist dagegen offener, wird aber auch in diesem Band zurückgehalten. Der Plan, nahezu alles nur mit Lenas Verhalten zu erzählen, ist daher nicht aufgegangen. 

Am Ende gibt es eine so schnelle Wendung, die mir leider gar nicht gefallen hat. Mir war zwar schon vom ersten Band an klar, für wen sich Lena am Ende entscheiden wird, aber dennoch kam das Ende viel zu schnell, sodass ich immer wieder das Gefühl hatte, dass ich was verpasst hätte. Es scheint fast so, als wären am Ende sämtliche Ideen ausgegangen und man wollte die Geschichte nur noch hinter sich bringen. 

Das Cover ist dagegen mal wieder so ne Sache. Auf der einen Seite finde ich es toll, dass der Verlag seinem Coverstil treu geblieben ist, auf der anderen Seite finde ich das Cover immer noch sehr gewöhnungsbedürftig und nicht unbedingt schön. Es erinnert mich einfach viel zu sehr an "Doctor's Diary". Die Kurzbeschreibung ist dagegen eher weniger gelungen, da besonders der letzte Satz für mich nicht so ganz passen mag, denn die Besonderheit hat mir dann doch zu sehr gefehlt. 

"Überdosis Schmetterlinge" ist für mich leider kein krönender Abschluss der "Miss Emergency"-Reihe. Während besonders der dritte und der vierte Band an Fahrt aufnehmen konnten, wird im letzten Band sehr viel zurückgerudert, sodass ich das Buch am Ende enttäuscht zugeklappt habe. Hätte es die Rückschritte bei den Figuren nicht gegeben, hätte ich sicherlich mehr Spaß an dem Band gehabt. So ist es zwar ein netter Abschluss, aber kein Ende, an das ich mich noch lange erinnern werde. Schade. Dennoch: Wer "Doctor's Diary" mag, wird an dieser Reihe großen Spaß haben.