Rezension

Schwarze Rüstung, reines Herz

Die Jüdin von Magdeburg - Ruben Laurin

Die Jüdin von Magdeburg
von Ruben Laurin

Bewertet mit 3.5 Sternen

Mit der „Jüdin von Magdeburg“ hat sich Ruben Laurin nach eigener Aussage den Traum erfüllt, einen Ritterroman zu schreiben. Nachdem in der „Kathedrale des Lichts“ der Dombau zu Magdeburg die tragende Rolle spielte, erweitert Laurin nun das Feld. Der Dom ist noch immer nicht fertig, aber der Heilige Mauritius steht schon in seiner Kranzkapelle und wird zum moralischen Vorbild für einen jungen, angehenden Ritter, der im Ringen einiger edler Herren um die Macht in der Domstadt unversehens zwischen die Fronten gerät.

Die Grundgeschichte ist klassisch angelegt – Junge trifft schönes Mädchen und verliebt sich, doch es gibt natürlich vielerlei Hürden und Verwicklungen zu überwinden. Den Rahmen gibt die Historie vor. Ein epischer Konflikt zwischen Markgraf Otto von Brandenburg und den Domherren in Magdeburg. Otto will seinen Bruder Erich an die Spitze des Magdeburger Erzbistums bringen, doch die Domherren wollen die Brandenburger nicht in ihrer Stadt und wählen einen anderen zum Erzbischof. Daraufhin zieht der tobende Otto mit seinen Verbündeten gegen das Erzbistum in den Krieg. Im Gefolge des Markgrafen ist der junge Ritter Wolfram von Hildesheim. Erst vor kurzem war er noch Knappe eines Ritters im Dienst der Magdeburger. Doch amouröse Verwicklungen brachten Wolfram in Schwierigkeiten, vor denen Otto ihn rettete. Nun muss er seinem Dienstherrn treu und loyal zur Seite stehen, obwohl sein Herz bei der schönen Jüdin in Magdeburg geblieben ist.

Laurins Roman ist dicht gewebt. Historische Persönlichkeiten wie die fromme Mechthild von Magdeburg werden zum Teil seines Figurenensembles, gestalten die Handlung mit. Religion und Glaube, Macht und Herrschsucht ziehen sich wie ein roter Faden durch das Buch. Die Mystikerin Mechthild fühlt sich Gott und den Menschen verpflichtet, sie unterscheidet nicht zwischen Christen und Juden. Für den Großteil der Domherren zählt nur Macht und Geld, sie sehen nichts Unrechtes darin, den Juden vor der Stadt das fehlende Geld für den Dombau zu rauben. Ungläubige Menschenleben, die weniger zählen. Ein Diskurs, der auch heute leider noch allzu aktuell ist.

Die klassischen Zutaten eines Ritterromans dürfen natürlich nicht fehlen: Minnegesang, Turniere und Schlachtengetümmel. Wolfram in schwarzer Rüstung auf edlem Rappen bewährt sich im Kampf und kann dem sinnlosen Abschlachten doch wenig abgewinnen, zumal auf der Gegenseite auch Freunde von ihm stehen. Es gibt eine Reihe von unerwarteten Wendungen und zum Finale einige überraschende Enthüllungen, die für meinen Geschmack ein wenig zu viel des Guten sind. Die Geschichte hätte auch ohne funktioniert. Doch die mittelalterliche Atmosphäre überzeugt mich. Ebenso diese Mischung aus Religion, Politik, Glaube und Menschlichkeit. In der Figurengestaltung gibt es kleine Schwächen. Während die positiv angelegten Protagonisten recht ausgewogen mit Stärken und Schwächen dargestellt werden, sind mir ihre Gegenspieler zu einseitig angelegt. Durch und durch verdorben, böse und grausam. Das braucht es zum Teil für die Handlung und fällt bei mir kritisch ins Gewicht.

Als Kind der Mark Brandenburg habe ich mich aber im Großen und Ganzen sehr aufgehoben gefühlt in dieser Geschichte an mir zum Teil gut bekannten Schauplätzen. Ich freue mich auf neue Abenteuer rund um den Dom von Magdeburg, der noch ein, zwei Jahrhunderte brauchen wird bis zur Fertigstellung und so Raum für weitere Geschichten bereit hält.