Rezension

Schwer verdaulich und doch so wichtig

Gestapelte Frauen -

Gestapelte Frauen
von Patricia Melo

Bewertet mit 5 Sternen

Eine Anwältin aus Sao Paulo übernimmt eine Stelle als Beobachterin im provinziellen Acre, wo Dinge auf eigene Weise geregelt werden und andere Gesetze herrschen.
Nach der Ohrfeige ihres Freundes versucht sie so weit wie nur möglich wegzukommen. Sie kommt in Cruzeiro do Sul an, wo sie an Gerichtsverhandlungen zu brutalen Frauenmorden teilnimmt, um ihrer Kanzlei Bericht zu erstatten. Ein Fall geht der jungen Anwältin besonders nahe, in dem eine junge indigene Frau von drei Männern vergewaltigt und ermordet wird, die gesellschaftlich hohes Ansehen genießen. Der Tod der Frau ist in den Augen der Öffentlichkeit nichts im Gegensatz zum Leben der Männer.
Verfolgt von den Entschuldigungen ihres Freundes und den Erinnerungen an ihre vom Vater getötete Mutter stürzt sie sich in die Arbeit und lernt die indigenen Bewohner des Dorfes eines der Frauenopfer und deren Kultur kennen. Bei ihren Besuchen lernt sie einiges über die Bräuche kennen, die sie bis in ihre Träume verfolgen. Dort übt sie selbst Rache an den drei brutalen Mördern.

Ein schwer verdauliches Buch. Es ist eine fiktive Geschichte mit phantastischen Elementen, und doch entspringt dieses erdachte Buch der Realität. Brasilien hat eine der höchsten Femizidraten weltweit, ungefähr alle 8 Minuten wird dort eine Frau vergewaltigt. Zwei Drittel der betroffenen Frauen ist Schwarz. 60 % der Opfer sind unter 13 Jahre alt. Diese Frauen sind besonders vulnerabel und erhalten doch von der Polizei keine Hilfe. Gesamtgesellschaftlich wird dieses strukturelle Problem sogut wie nicht beachtet. Patrícia Melo gibt mit diesem Buch all den unzähligen Frauen Sichtbarkeit. Dieses Buch hat eine derart hohe Relevanz, es sollte von wesentlich mehr Menschen gelesen werden!