Rezension

Schwere Zeiten

Zwischen Liebe und Hass - Gilbert Morris

Zwischen Liebe und Hass
von Gilbert Morris

Schwere Zeiten

„Vergiss die Liebe nicht. Das Leben ist für die Liebe da, nicht für den Hass, Robin. Du musst lernen, deinen Feinden zu vergeben.“

Den Mördern seines Vaters zu vergeben ist für Robin Wakefield, der seine leiblichen Eltern niemals kennenlernen durfte, schlichtweg unmöglich. Die Anklage des tief gläubigen William Wakefield als Ketzer, seine Inhaftierung im Tower und letztendlich die Hinrichtung unter der Herrschaft von „Maria, der Blutigen“ sind die Grundlage für starke Rachegedanken und einen abgrundtiefen Hass des jungen Mannes auf die Katholiken. England geht bewegten Zeiten entgegen. Nach dem Tod des kränklichen Knabenkönigs Edward VI möchte die neue Königin Maria Tudor sämtliche Lutheraner und Protestanten in England ausrotten und die katholische Kirche wieder an die Macht bringen. Nicht nur Marias Halbschwester Elisabeth Tudor, sondern auch die schottische Königin Maria Stuart, schwebt in Lebensgefahr.

Die kurze Regentschaft der Maria Tudor und jene ihrer Nachfolgerin Elisabeth sowie die drohende Kriegsgefahr durch König Philipp von Spanien bilden den historischen Hintergrund dieses imposanten Romans aus der Feder des christlichen Bestsellerautors Gilbert Morris. Während im ersten Band der uneheliche Sohn von Sir Robert Wakefield namens Myles im Mittelpunkt steht, konzentriert der Autor sich nun auf dessen Enkelsohn Robin. Dieser erbte nicht nur das Aussehen seiner männlichen Vorfahren, er teilt auch deren aufrechte Gesinnung und ihren starken Glauben. Der vorliegende zweite Band thematisiert den Zeitraum zwischen 1553 und 1588 und beginnt mit der kurzen Ehe und dem Tod von Robin Wakefields Eltern William und Blanche. Die Schauplätze der Handlung sind das Anwesen der Wakefields, der englische Königshof sowie ein Herrenhaus namens „Casa Loma“ am Stadtrand von Cadiz in Spanien. Während Königin Elisabeth den attraktiven Enkelsohn von Myles Wakefield an den Hof beordert und ihn als Spion und schließlich sogar als Agenten der Krone einsetzt, wünscht der junge Edelmann sich nichts sehnlicher, als seiner unermesslichen Leidenschaft für die Schifffahrt nachzugeben und in See zu stechen. Robins Wunsch geht zwar in Erfüllung, doch die Abenteuer, die er während seiner Reisen erlebt, sind lebensgefährlich.

Mit der liebreizenden Hofdame Dorcas Freeman und der faszinierenden Allison Spenser treten zwei völlig unterschiedliche Frauen ins Leben des Protagonisten, sie bringen Verlockung, Romantik und eine zarte Liebesgeschichte ins Buch. Für hochgradige Spannung sorgen zum einen höfische Intrigen und Ränke, zum anderen brisante Aufträge der Königin. Das Ringen um die englische Krone ist ebenso Thema wie die latente Bedrohung durch die Inquisition und die Angst vor einer Machtübernahme durch die Katholiken. Ein geschichtlicher Überblick zu Beginn des Buches erlaubt dem Leser einen kurzen Einblick in die historischen Fakten der Jahre 1553 – 1588 und wird durch eine Auflistung der Wakefield-Dynastie ergänzt.

Der einnehmende Schreibstil des Autors, die Einbindung hervorragend recherchierter historischer Fakten sowie vielschichtige und überzeugende Charaktere sorgen für ein faszinierendes Leseerlebnis, bei dem man Geschichte hautnah erleben und tief in die Zeit der Regentschaft der Tudor-Königinnen Maria und Elisabeth eintauchen kann. Die Invasion der spanischen Armada mit einer apokalyptischen Schlacht im letzten Abschnitt des Buches bilden den Höhepunkt der Handlung.

Fazit: Ich empfand „Zwischen Liebe und Hass“ als würdigen Nachfolger des ersten Bandes „Das Schwert der Wahrheit“ und kann das Buch als persönliches Lesehighlight uneingeschränkt weiterempfehlen. Ich würde jedoch die Einhaltung der Reihenfolge beim Lesen dieser Buchreihe unbedingt anraten. Begeisterte fünf Sterne!