Rezension

Beeindruckender zweiter Band

Zwischen Liebe und Hass - Gilbert Morris

Zwischen Liebe und Hass
von Gilbert Morris

Bewertet mit 5 Sternen

„...Sie glitzern, aber es ist keine Wärme darin, nicht wahr? Sehr euch diese Diamanten an, sie sind wie Eis!...“

 

Sir MylesWakefield ist mit seinem Sohn William bei Herzog John Dudley eingeladen. Dort lernt der junge Mann Miss Blanche Holly kennen. Das obige Zitat stammt aus dem Gespräch der beiden. Blanche unterscheidet sich von den junge Frauen des Hofes. Komplimente über ihr Äußeres sind ihr nicht wichtig. Dafür verfügt sie über einen scharfen Geist. Doch es ist keine Zeit für Hochzeiten. König Edward liegt im Sterben. Die Nachfolgeregelungen könnten zu blutigen Kämpfen führen. Genau deshalb erging die Einladung des Herzogs. Er sucht Verbündete.

Der Autor hat auch im zweiten Band seiner Trilogie ein beeindruckendes Bild von England gezeichnet. Die Geschichte hat mich erneut in ihren Bann gezogen.

Im Mittelpunkt steht Robin Wakefield, der Sohn von William und Blanche. Der Junge wächst bei seinen Großeltern auf, denn William hat die Herrschaftsjahre von Königin Maria nicht überlebt. Blanche folgt ihm wenig später nach der Geburt des gemeinsamen Sohnes.

Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Gekonnt verknüpft der Autor historische Gegebenheiten mit ganz persönlichen Schicksalen.

Sir Myles ist eng mit Elisabeth befreundet. Die aber kennt die Intrigen der Adelskreise und warnt ihn:

 

„...Ihr habt ein allzu ehrliches Gesicht, Sir Myles! Ihr müsst lernen, Eure Gedanken zu verbergen, denn England ist kein Ort für einen ehrlichen Mann...“

 

Zu seinem 10. Geburtstag erfährt Robin, wie sein Vater zu Tode gekommen ist. Plötzlich ist nichts mehr, wie es war. Robin lernt ein neues Gefühl kennen: Hass

Auf Bitten Elisabeths nimmt Myles Kontakt zu Maria von Schottland auf. Robin begleitet ihn. Er charakterisiert die Frau so:

 

„...Du weißt doch, wie eindrucksvoll eine Giftschlange aussehen kann, nicht wahr? Du kannst einfach nicht anders, als sie zu bewundern, aber du weißt, dass du dich in sicherer Entfernung halten musst...“

 

Sehr gut herausgearbeitet werden der Zwiespalt von Robins Wünschen und den gesellschaftlichen Notwendigkeiten. Der junge Mann träumt davon, seinen Onkel Thomas auf See zu begleiten. Andererseits wird von ihm verlangt, eine gewisse Zeit am Hofe zu verbringen. Elisabeths Wünsche sind Befehl. Den Intrigen und der Langeweile aber kann Robin nichts abgewinnen.

Der Autor versteht es, die Emotionen seiner Protagonisten in fassbare Bilder zu kleiden. Hanna verabschiedet sich von ihrem Enkelsohn Robin mit schlichten, aber zu Herzen gehenden Worten, bevor sie auf Erden für immer die Augen schließt.

 

„...Das Leben ist für die Liebe da, nicht für den Hass...“

 

Robin muss durch die Tiefen des Lebens gehen und die wahre Liebe kennenlernen, bevor er seinen Hass überwindet. Immer wieder sind es die Gedanken an seinen Großvater Myles, die ihn auf rechten Weg bringen und in schwierigen Situationen hilfreich sind. Robin lernt, auf Gott zu vertrauen und auf seine innere Stimme zu hören. Eines Tages kann er gedanklich formulieren.

 

„...Großvater, Großvater, ich danke dir! Deine Gebete sind Wahrheit geworden, und jetzt endlich kannst du stolz auf mich ein! Ich hasse nicht mehr!...“

 

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es erzählt nicht nur ein wesentlichen Stück englischer Geschichte, sondern beschreibt, wie echter Glaube durch das Leben trägt und wie Liebe Hass überwinden kann.