Rezension

schwermütige Klima-Dystopie, grandios geschrieben

Und dann verschwand die Zeit -

Und dann verschwand die Zeit
von Jessie Greengrass

Bewertet mit 5 Sternen

Die Welt im Klimawandel, die Menschheit steht am Rande des sog. Kipppunktes und vier Personen haben sich in ein Haus, gelegen auf einer Anhöhe nahe eines Dorfes an der englischen Küste, gerettet. Es sind Grandy und seine Enkelin Sally, die zuvor ein idyllisches Cottage im Dorf bewohnt haben und Caro und ihr kleiner Halbbruder Pauly, die das mit Garten, Mühle, Gezeitentümpel und Generator versehene "Highhouse" bewohnen.

Als Caro und ihr sechsjähriger Halbbruder aus der Stadt ins Highhouse übersiedeln, sind Stürme, Feuer, Dürren, gefolgt von Dauerregen und Überschwemmungen, also Dinge, die bislang nur die "Anderen" betrafen, in greifbare Nähe gerückt. Vom Highhouse aus beobachten die vier wie erst die Schwalben und schließlich auch die Feriengäste nicht mehr zurück kommen. Am Ende steht das Dorf leer und verlassen da. Man ist im Highhouse nur noch zu dritt, Sally, Caro und der mittlerweile junge Mann Pauly.

Bislang gelang das Überleben durch die Selbstversorgung aus Erträgen des Gartens, mit den Hühnern und mit Generator einigermaßen, bis auch der monatliche Lieferwagen, der Dinge wie Zucker und Milch lieferte, nicht mehr kam. Nach einer verheerenden Sturmflut verleibt sich das Meer große Teile der Küste ein, Highhouse und seine Bewohner bleiben verschont.

Wie sich die Geschichte auf das Endzeitszenario im Highhouse nach der eingetretenen Klimakatastrophe zu bewegt, wird in schwermütigen, beklemmenden Bildern vermittelt. Auch wie die Protagonisten mit der unaufhaltsamen Entwicklung umgehen, wird eindrucksvoll jeweils aus der Perspektive der Ich-Erzähler Sally, Caro und Pauly erzählt. Die Naturverbundenheit der Figuren wird durch wiedergegebene Tierbeobachtungen und malerische Landschaftsbeschreibungen deutlich. Doch der Roman handelt auch von Liebe, zwischen Eltern und ihren Kindern, zwischen Geschwistern, von Verzweiflung, von Trauer und von Güte und schließlich vom Willen, zu überleben. So sagt Caro nach der eingetretenen Katastrophe:"...und obwohl ich immer noch Alpträume hatte, kann ich nicht behaupten, lieber tot zu sein. Ich wäre nicht lieber tot."

Ein toller, eindrucksvoller Roman ! Ich vergebe 5 Sterne und eine große Leseempfehlung.