Rezension

Schwieriges Thema, holprige Umsetzung

Never Loved Before - Monica Murphy

Never Loved Before
von Monica Murphy

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt/Meinung
Dieses Buch habe ich für eine Leserunde bei „Was liest du?“ bekommen und neben dem Klappentext, hat mich zu allererst das Cover verdammt angesprochen. In echt glänzt es vor dem dunklen Hintergrund und das sieht echt super aus. Ob das jetzt so zur Story passt sei mal dahingestellt, mir gefällt es einfach, so wie es ist.

Die eine Seite der Geschichte dreht sich um Katherine. Als Kind Katie genannt, freut sie sich auf einen tollen Tag in einem Erlebnispark mit ihrer besten Freundin. Sie überreden ihre Eltern, dass die Mädels alleine losziehen dürfen, schließlich sind sie schon fast dreizehn. Alles läuft gut, bis ein fremder Mann Katie anspricht und sie mit ihm mitgeht…

Die Tortur, die Katie durchmachen muss ist grausam und ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher, dass eine fast dreizehnjährige das so gut wegsteckt, wie es den Anschein hat. Ich kann darüber nicht urteilen, denn damit habe ich keinerlei Erfahrungen, aber Katie wirkt während ihrer Befreiung eher darum besorgt, was mit ihrem Retter ist. Im Krankenhaus ist sie schon fast bockig, weil sie ihn nicht sehen darf und auch daheim dreht sich vieles nur um ihn. Dass ihr Vater sie nicht mehr anfassen, geschweige denn ansehen kann, findet nur am Rand Erwähnung. Wie gesagt, ich kenne mich damit (Gott sei Dank will ich meinen!) nicht aus, aber ich weiß nicht, ob da noch ein wenig Recherche gut getan hätte, oder aber ob ein junges Mädchen drei Tage Vergewaltigung wirklich so wegstecken kann. Ich hätte mir manchmal gewünscht, dass Katherine sich mehr durchsetzt, sowohl bei ihrer Familie als auch bei Ethan.

Die Kapitel wechseln immer von Katie als Kind. Man erfährt, was genau passiert ist und wie das abgelaufen ist. Außerdem gibt es Katherine-Kapitel, denn nach der Entführung will sie nicht mehr Katie genannt werden. Man bekommt mit, wie es ihr 8 Jahre später geht, wie sie lebt und was ihre Ängste sind. Katherine als junge Frau möchte gerne eine Beziehung zu einem Mann, hat aber Angst vor Fremden, vor Berührungen und generell meidet sie eigentlich Männer. Ich fand die Kapitelwechsel wirklich gut, denn so bekommt man wirklich alles mit und versteht auch, was in ihr vorgeht und was sie macht.

Die anderen Kapitel handeln von Will und  Ethan. Ethan ist in Katies Tortur involviert, aber er ist einer der Guten. Ich will hier nicht spoilern, denn selbst der Klappentext sagt ja nichts darüber aus. Jedenfalls ist der Kapitelwechsel bei den beiden auch so gehalten, dass man wirklich alles erfährt. Was war damals, wie geht es ihm jetzt und was geht in seinem Kopf vor. Er wirkt am Anfang dezent wie ein Stalker und ist fast schon fanatisch besessen von Katherine, was ich hin und wieder wirklich seltsam fand. Ja, er will natürlich wissen, wie es ihr geht, ob sie alles verarbeitet hat und ein gutes Leben führen kann, aber ihr auf der Straße deswegen zu folgen ist schon etwas zu viel des Guten. Er weiß, dass er sich ihr nicht nähern sollte und wenn doch, dann hat sie wenigstens das Recht, sofort die Wahrheit zu erfahren. Leider hat Ethan ein paar selbstzerstörerische Gedankengänge. Er denkt nach allem, was passiert ist, nicht wirklich gut über sich selbst und steht sich somit oftmals selbst im Weg. Meiner Meinung nach war er, was Katie betraf, sehr aufdringlich und auch wenn er alles nur getan hat, damit es ihr gut geht, war sein Verhalten oftmals einfach nur mies. Er meldet sich tagelang nicht und dann will er sich plötzlich treffen, ohne eine Erklärung für sein Fernbleiben zu geben. Es muss ihm klar sein, dass Katherine nach ihrem Trauma sowas gerade nicht braucht. Aber da geht es ihm in erster Linie einzig um sich selbst und dem Verlangen, ihr nahe zu sein.

Es kommt, wie es kommen muss. Die beiden kommen sich näher. Katherine lernt langsam, ihre Ängste abzulegen, denn trotz ihres schlimmen Traumas hat sie Vertrauen zu Ethan. Sie gehen aus, sie lernen sich kennen und Katherine spürt, wie auch ihr Körper wieder zu Leben erwacht, denn sie war sich sicher, dass das niemals wieder möglich sein würde. Die Protagonisten wirken beide sehr erwachsen und nicht wie Anfang zwanzig, was sicherlich auch auf ihr Erlebtes zurückzuführen ist. Ich mochte beide auf unterschiedliche Art, denn obwohl Ethan stalkerische Dendenzen hat, meinte er es im Grunde immer nur gut. Und obwohl Katherine innerlich total zerrissen ist und von Mutter und Schwester total überbehütet wird, will sie doch ausbrechen und leben, gerade weil ich sowas verdammt Schlimmes passiert ist.

Der Schreibstil ist leicht und flüssig, ich flog nur so durch die Seiten und ehe ich mich versah, war das Buch schon am Ende angekommen. Die Spannung steigert sich, ich wollte wissen, wann es zum großen Knall kommt, denn Ethan verschweigt Katherine ein sehr wichtiges Detail um seine Vergangenheit. Ich als Mutter fand natürlich die Entführungsszene und die Tortur danach besonders schrecklich. Das hat mich schon mehrmals schlucken lassen.
Dieses hin und her zwischen den Kapiteln und den Gedankengängen von Ethan und Katherine haben mich trotz der oftmals komischen Verhaltensweisen an die Seiten gefesselt.

Das Ende kommt mit einem großen Knall, was nicht verwunderlich ist, schließlich ist es Band 1 von 2.

Fazit
Ich bin innerlich sehr geteilt, was meine Meinung über die Geschichte angeht. Ich weiß nicht, wie sich Menschen nach einer Vergewaltigung verhalten (deswegen werde ich über Katies Verhalten nichts weiter sagen, denn das wären nur Vermutungen), finde aber Ethans Benehmen falsch. Er benimmt sich wie ein Stalker und das tut Katherine alles andere als gut. Die Geschichte an sich hat viel Potenzial, ich weiß nicht, wie viel Recherche hineingesteckt wurde, aber vielleicht wäre da mehr besser gewesen. Vielleicht wäre auch Ethans Verhalten anders besser gewesen, wobei natürlich dann der Konflikt abhandengekommen wäre.
Einerseits hat mir die Annährung aus Katies Sicht gefallen, andererseits war es seltsam. Die Spannung war natürlich da, denn wenn man immer wieder beide Sichtweisen liest, erwartet man ja den großen Knall, wie das ist bei Romanen aus diesem Genre.
Ich würde hier nur bedingt eine Leseempfehlung aussprechen, denn das Grundthema ist für mich nicht gut umgesetzt. Wenn man darüber hinwegsehen kann, ist es eigentlich eine fesselnde Geschichte.