Rezension

Sehr amüsantes Buch mit einem Touch Gefühl und Rezepten zwischendrin

Die seltsame Reise mit meinem Bruder - Renée Karthee

Die seltsame Reise mit meinem Bruder
von Renée Karthee

Nelly ist glückliche Singlefrau und mit ihrem Food-Truck „Butterbrot“ selbstständig.

Ihr einziger Mitarbeiter ist Ashok, ein Inder, der stets einen indischen Sinnspruch auf den Lippen hat.
Nellys Geschäft läuft gut, bis eines Tages die Konkurrenz auf ihrem Platz steht. Aber nicht nur das ist eine schlechte Nachricht.
Nellys Mutter ist gestürzt und liegt im Krankenhaus, unfähig sich um den autistischen, erwachsenen Sohn Nils zu kümmern. Nelly muss einspringen und zu ihm fahren. Eine Tatsache, die ihr gar nicht gefällt.

Ashok muss derweil den Food-Truck leiten und sorgt für einige Sorgenfalten bei Nelly.

Zu allem Unglück muss Nelly mit ihrem Bruder zu einer Hochzeit nach England reisen.

Auf der Hochzeit lernt sie einen Schotten kennen, der ihr erst recht unsympatisch ist. Aber ein nicht funktionierender Herd sorgt für Verpflegungs-Engpässe und so kann sie ihm einfach nicht aus dem Weg gehen.

 

Meine Eindrücke:

Nelly ist eine Frau, mit der man sich schnell identifizieren kann. Ihre Ansichten, aus der Ich-Perspektive geschildert, sind einfach mitten aus dem Leben gegriffen. Der Schreibstil ist natürlich und sehr flüssig zu lesen.

 

Nellys Bruder ist ein nicht-diagnostizierter Autist, aber die Mutter hält ihn für einen. In seinem Verhalten passen auch einige Charakterzüge dazu (auch wenn mir das sehr oberflächlich und unwissend von der Autorin rüberkommt), die Nelly teilweise in peinliche Situationen stürzt. So empfindet sie Nils zuerst einmal als lästiges Hindernis für ihren Alltag. Ein Klotz am Bein ihrer Karriereleiter.

Aber schnell merkt sie, dass es auch noch andere Dinge im Leben gibt als nur ihre Butterbrote.

Leben bedeutet Wandel und der ist in Nellys Fall recht turbulent.

Die Geschichte entwickelt sich zu mehr als nur einer konfliktbehafteten Reise mit einem kranken Bruder, sondern wird fast noch ein klischeehafter Frauenroman.

 

Mein Fazit:

Ich finde es schade, dass dieser Roman etwas ins Frauengenre abrutscht. Er kann sich nicht ganz entscheiden, ob er den Bruder zur Hauptperson macht, oder doch das verkorkste Liebesleben der sympathischen Protagonistin.

Dem Titel des Buches nach hätte ich mir gewünscht, dass es mehr um den Autismus des Bruders geht und weniger um Nellys Gefühlswelt.

Daher rutscht das Buch von fast erreichten 5 Punkten auf 4 zurück.

Die Geschichte ist dennoch sehr unterhaltsam, zumal sich im Buch erwähnte Rezepte, in Kästchen präsentiert, zwischen die Kapitel mogeln. Das ist sehr gelungen und lockert das eh schon locker geschriebene Buch noch einmal ganz gehörig auf.

 

Ich spreche eine Lese- und sogar Kochempfehlung aus.