Rezension

sehr beeindruckend

Die Bahnhofsmission -

Die Bahnhofsmission
von Veronika Rusch

Ich hab dieses Buch in der Erwartung eines klassischen historischen Romanes gelesen und war mehr als überwältigt davon, dass dieses Buch so viel mehr war als nur ein Roman in historischem Setting.
In diesem Buch geht es um zwei sehr unterschiedliche, aber jede auf ihre Weise starke Frauen, die sich - aus unterschiedlichen Gründen und unterschiedlicher Intensität - bei der neu gegründeten Bahnhofsmission engagieren. Während Natalie dort angestellt ist und ihre Vergangenheit hinter sich lassen möchte, engagiert sich Alice ehrenamtlich. Alice ist Arzttochter aus gutem, großbürgerlichem Hause und möchte eigentlich Krankenschwester werden oder noch lieber Medizin studieren - beides in ihrem Umfeld undenkbar, ebenso wie ihr Engagement für die Bahnhofsmission, weshalb sie dies heimlich tut.

Das Buch führt ins Berlin des frühen 20. Jahrhunderts ein und zeigt nicht nur die sozialen Probleme der Zeit auf, sondern auch die Skepsis gegenüber der Bahnhofsmission und die wenigen Berührungspunkte der Gesellschaftsschichten untereinander. Das Schicksal junger Dienstmädchen ging mir sehr nahe, ebenso drastisch wie die Schilderungen von Obdachlosigkeit werden nämlich ihre schwache Stellung und ihre Naivität aufgezeigt. Das Buch hat durchaus kriminalistische Elemente, und so war es auch total spannend. Mich hat der Schreibstil sehr gefallen, aber auch die Geschichte an sich. Die Erzählung ist nicht romantisierend, sondern sehr realitätsnah und schonungslos. Ich fand es wirklich sehr beeindruckend!