Rezension

atmosphärisch, spannend und somit lesenswert

Die Bahnhofsmission -

Die Bahnhofsmission
von Veronika Rusch

Bewertet mit 5 Sternen

Berlin Anfang des 20. Jahrhunderts. Hier arbeitet Natalie Castellana bei der Bahnhofsmission am Schlesischen Bahnhof. Sie hat mit ihren 26 Jahren bereits einiges hinter sich. Als Tochter eines Puppenspielers und ohne Mutter aufgewachsen hat sie nie ein richtiges Zuhause kennengelernt. Ständig zog die Truppe weiter und Natalie lernte bereits in frühesten Kindheitstagen was es heißt kein Geld zu haben und hungrig ins Bett zu müssen. Aus diesem Leben bricht sie aus und landet schlussendlich in Berlin. Bis sie Pfarrer Johannes Burkhardt sie in der neu eingerichteten Bahnhofsmission anstellt, macht sie in Berlin nicht nur gute Erfahrungen. Welche, kann der Leser Stück für Stück in den Rückblenden erfahren. Auf nicht alles, was in dieser Zeit passiert ist, ist Natalie stolz. Aber nun hier in der Bahnhofmission fühlt sie sich erstmals angekommen, sieht einen Sinn in ihrer Arbeit. In der Bahnhofsmission arbeiten auch Frauen aus gutem Hause ehrenamtlich mit. Wie unterschiedlich deren Welt gegenüber Natalies ist, ist hier im Buch sehr gut herausgearbeitet.

So ist Alice, Tochter des angesehenen Professors Hardtleben, der an der Charité als leitender Chirurg arbeite, neu im Team. Sie will aus ihrem behüteten Leben ausbrechen, will Ärztin werden, was im Deutschland der damaligen Zeit noch nicht erlaubt war. So sieht sie in der Arbeit der Mission einen für sie möglichen Weg auszubrechen und ihrem Leben einen Sinn zu geben. Dabei ist sie entgegen Natalies Erwartungen sehr engagiert und einfallsreich. Ich mochte Alice, mitunter tat sie mir auch leid. Interessant fand ich die Figur der Baba. Sie ist eine Nebenfigur, doch mit ihrem schrägen Hirn, ihren Marotten und dem Orakeln hat gerade sie es bei mir geschafft die Spannung zu erhöhen.

Ich habe mich mit diesem historischen Roman sehr gut unterhalten gefühlt und gebe daher 5 Lese-Sterne.