Rezension

Sehr berührend

Vor mir nichts als Meer - Meine langsame Rückkehr vom Rande des Abgrunds -

Vor mir nichts als Meer - Meine langsame Rückkehr vom Rande des Abgrunds
von Tamsin Calidas

Bewertet mit 4 Sternen

Die Fotografin Tamsin lässt das hektische Londoner Leben hinter sich und zieht gemeinsam mit ihrem Mann auf die Äußeren Hebriden. Die kaufen einen großen Grundstück mit einer Ruine von einer Croft darauf und sie versuchen ein neues, selbstbestimmtes Leben aufzubauen. Eine Weile leben sie das erhoffte Idyll. Doch ein autarkes Leben auf die Beine stellen, braucht neben viel Geld auch viel Kraft und Energie und noch dazu bekommen die rassistischen Anfeindungen von den Inselbewohnern. Tamsins Mann wird immer unzufriedener, depressiver und als eines Tages seine Aggressionen eskalieren, bleibt Tamsin völlig auf sich gestellt, total mittellos auf eine Insel mit Feindseligkeiten...

Diskriminierungen, Rassismus, häusliche Gewalt, Fehlgeburten... Wie viel erträgt eine Frau, die gerade mal Anfang 30 ist?

Als Tamsin die Insel zum ersten Mal betritt, fühlt sie sich sofort zu Hause und als Leserin habe ich mich mit ihr wohlgefühlt und gefreut. Doch das Schicksal kennt keine Grenzen. Sie erzählt aus ihrem Leben so authentisch, sodass für mich stellenweise nicht so einfach war, alles zu verdauen. Besonderes die erniedrigenden Worte, die von Mitmenschen, weil sie eine Frau ist, hat mich sehr mitgenommen. An ihre Stelle bin ich schreiend weggegangen! Ich habe Tamsins Kraft und Wille total bewundert.

Die Landschaftsbeschreibungen sind kalt, nass, zehrt an Kräften trotzdem waren diese bildhaft und wunderschön. Allerdings habe ich mir manchmal etwas weniger Detail gewünscht.

Obwohl ich diese Autobiografie mit Bewunderung gelesen habe, muss ich eins erwähnen: Es ist keine leichte Kost fürs zwischen durch. Wer mit den Themen nicht umgehen kann, sollte sich erst Mal gut überlegen, das Buch zu lesen.