Rezension

Sehr empfehlenswert

Nachtblau - Simone van der Vlugt

Nachtblau
von Simone van der Vlugt

Bewertet mit 5 Sternen

Handlung:

Nach dem Tod ihres Mannes hält Catrijn nichts mehr in ihrem Heimatdorf De Rijp. Sie hat das Leben auf dem Dorf satt und schon von klein auf den Wunsch, später mal in einer Stadt zu leben und arbeiten. Ihre Reise verschlägt die junge Frau nach Amsterdam, wo sie eine Stelle als Haushälterin ergattern kann. Dort geht sie nicht nur ihrer Arbeit nach, sondern hat auch die Möglichkeit den berühmten Maler Rembrandt zu treffen. Catrijn ist vollends begeistert von dem Treffen und besinnt sich wieder darauf, wie sehr sie selbst das Malen auch immer geliebt hat. Jedoch holen die Schatten der Vergangenheit sie ein und Catrijn kann nicht länger in Amsterdam bleiben. Sie flieht nach Delft, wo sie in Evert´s kleiner Manufaktur eine Anstellung als Keramikmalerin erhält. Zusammen mit ihm entwickelt die junge Catrijn das berühmte und begehrte Delfter Porzellan. Aber leider lassen sie die Schatten der Vergangenheit nicht los.

 

Meinung:

Schon als ich das Cover gesehen habe kam mir sofort der Gedanke, dass ich dieses Buch unbedingt lesen will. Das Cover hat mich sofort angesprochen und es ist ein richtiger Blickfang. Es wirkt auf mich sehr nostalgisch und vermittelt direkt einen Zusammenhang zu dem Inhalt des Buches. Die blaue Farbe und die Blütenranken erinnern an das Delfter Porzellan, die kleine Grachtenhäuser symbolisieren die Niederlande wieder, den Handlungsort des Buches. Dieses Zusammenspiel sieht nicht nur schön aus, sondern deutet auch direkt auf den Inhalt hin.

Die gesamte Geschichte wurde in der Ich-Perspektive geschrieben. Der Leser versetzt sich somit in die Rolle von Catrijn hinein und erlebt jedes Ereignis zeitgleich mit ihr. Dadurch hatte ich während des gesamten Romans nicht einmal das Gefühl, das etwas verheimlich wird oder man als Leser viele Dinge nicht miterlebt.

Der Roman wurde in der Gegenwartsform geschrieben, als Leser erlebt man die Dinge immer zusammen mit Catrijn. Dies hat mir sehr gut gefallen, weil man somit zum jeweiligen Zeitpunkt der Geschichte immer denselben Wissensstand wie Catrijn hatte. Dadurch hatte ich kaum das Gefühl, dass etwas im Verborgenen bleibt oder wichtige Ereignisse aus der Geschichte herausgelassen wurden.

Die gesamte Schreibweise hat mich von der ersten Seite an begeistert. Es gab schöne und kurz gehaltenen Beschreibungen von der Umgebung oder der Landschaft, Geheimnisse und offene Fragen meinerseits wurden vollkommen geklärt, weil sie entweder während des Romans beantwortet wurden oder am Ende einen Sinn ergeben haben. Der Roman ließ sich für mich sehr leicht und flüssig lesen, teilweise haben mir nur die Namen der Protagonisten ein paar Probleme bereitet, weil diese ihre holländische Schreibweise beibehalten haben und außerdem für mich unbekannt waren. Teilweise hätte ich mir noch gewünscht, dass eine Landkarte der Niederlande in dem Buch abgebildet wäre, weil ich es interessant fand, in welche Orte Catrijn alles reist und wie weit diese auseinander liegen.

Mir hat es sehr gut gefallen, dass die einzelnen Kapitel kurz und bündig gehalten wurden und es keine ellenlangen Beschreibungen und Gespräche gibt. Es wurde auf das Nötigste reduziert, wobei ich aber trotzdem kein einziges Mal das Gefühl hatte, etwas zu verpassen oder das etwas zu kurz gehalten wurde. Ich fand dies sogar eher förderlich, weil es zum einen keine Längen in dem Buch gab, während denen nicht passierte, und zum anderen gab es dadurch einen schnellen Fortschritt der Geschichte. Dies hat auch meinen Lesefluss sehr gefördert, weil ich immer sofort wissen wollte, wie es weitergeht, weil die Charaktere und die Handlung nicht ständig auf der Stelle getappt sind.

Die Protagonisten wurden mit wenigen Worten dargestellt, sie wurden gerade so weit dargestellt, dass man sich ein kleines Bild von ihnen machen konnte. Ich fand es sehr gut, dass diese nicht bis ins kleinste Detail beschrieben worden sind, sondern man als Leser nur einige Anhaltspunkte erhalten hat und sich die Autorin wirklich mehr auf den Charakter konzentriert hat. Man konnte sich anhand von Gesprächen und Handlungen zu weiten Teilen ein eigenes Bild der Charaktere machen und die Sympathien konnten frei verteilt werden, sie wurden nicht von der Autorin gezielt auf einige wenige Personen verteilt. Eine Sache, die mich etwas gestört hat war, dass Catrijn meiner Meinung nach sehr modern gezeichnet war für eine Frau im 17. Jahrhundert. Ihre Entscheidungen hat sie sehr frei getroffen und sich viele Freiheiten herausgenommen, die anderen Damen im Buch explizit verboten waren, z.B.: das Aufhalten in einem Raum mit nur einem Mann und ohne eine weibliche Aufsichtsperson. Diese kleinen Unstimmigkeiten haben mich ab und an etwas gestört, doch dies konnte meiner Begeisterung für den Roman nicht viel anhaben.

 

Fazit:

Der Roman hat mich von der ersten bis zur letzten Seite vollkommen gefesselt und begeistert. Unstimmigkeiten oder inhaltliche Verwirrungen gab es so gut wie keine. Als Leser erhält man nicht nur einen kleinen Einblick in das Leben im 17. Jahrhundert, sondern auch einen sehr spannenden Überblick über die Herstellung des berühmten Delfter Porzellans und seine Geschichte.