Rezension

Sehr gefühlvoll als auch etwas philosophisch

Die zwei Leben der Alice Pendelbury - Marc Levy

Die zwei Leben der Alice Pendelbury
von Marc Levy

Bewertet mit 5 Sternen

Die zwei Leben der Alice Pendelbury ist ein Buch von Marc Levy. Es ist am 28. Mai 2013 im Blanvalet Verlag erschienen. Das Buch umfasst 352 Seiten. Das französische Original L'etrange voyage de Monsieur Daldry erschien im April 2011 bei Laffont.

Inhalt

Brighton, Dezember 1950. Alice Pendelbury verbringt mit ihren Freunden einen wunderbaren Tag am Meer. Als sie zum Spaß eine Seherin besucht, ahnt sie nicht, dass deren Worte ihr Leben für immer verändern werden: „Der Mann, der der wichtigste Mensch für dich sein wird, derjenige, den du seit jeher suchst, ist gerade hinter dir vorbeigegangen. Um ihn zu finden, wirst du sechs bestimmten Personen begegnen müssen. In dir stecken zwei Leben – das, das du bereits kennst, und das andere, das noch auf dich wartet …“ Für Alice ist es der Beginn einer außergewöhnlichen Reise zu sich selbst – und zu der großen Liebe.

(Klappentext)

Erster Satz

„Ich glaubte nicht an das Schicksal und die kleinen Zeichen im Leben, die uns angeblich den Weg weisen.“

Meinung

Das Cover ähnelt der französischen Ausgabe und gefällt mir persönlich ziemlich gut. Der Autorenname springt sofort ins Auge und insgesamt ist das Cover nicht zu überfüllt, sondern drückte eine gewisse Ruhe aus und deutet irgendwie die Ferne an. Ich selbst hätte es mir auf jeden Fall allein schon wegen des Covers gekauft.

Der Schreibstil des Autors gefiel mir schon in seinen früheren Büchern und es hat sich auch bei diesem nicht geändert. Er beschreibt die Szenen sehr gut, geht auf kleine Details ein und schafft es, dass ich jedes Buch einfach nur wunderschön finde. Dabei steckt in jedem seiner Romane ein bisschen Philosophie und man wird als Leser so dazu angeregt, nachzudenken und Schlüsse zu ziehen. Auch nach dem Beenden des Buches denkt man noch immer darüber nach, was man da eben gelesen hat. Das gefällt mir persönlich sehr gut.

Das Buch umfasst eine Art Prolog, siebzehn Kapitel und einen Epilog. Der Prolog versetzt den Leser in das Ende des Buches und macht sofort neugierig auf den folgenden Inhalt. Danach folgen die Kapitel, die das Leben der Alice rund um das Jahr 1950 beschreiben. Dabei wird innerhalb des Buches die Handlung von einem Erzähler berichtet, der sowohl die Sicht von Alice kennt als auch die von Herrn Daldry, dem Nachbarn von Alice, der eine wichtige Rolle im Buch spielt. Gegen Mitte wird dieser Stil dadurch unterbrochen, dass es ein Kapitel (12) gibt, in dem die Handlung rein über den Briefverkehr zwischen Alice Pendelbury und Ethan Daldry weitergeführt wird. Es gibt aber auch in anderen Kapiteln immer wieder kurze Briefe.

Die Handlung ist von Beginn an sehr geheimnisvoll, da in die Zukunft gegriffen wird, um dann die Vergangenheit als Geschichte zu erzählen. Ich als Leser wollte wissen, wie es dazu kam und vor allem, was hinter dem Titel des Buches steckt. Der eigentliche Einstieg war anfangs etwas verwirrend, weil ich nicht direkt wusste, warum es für die Handlung relevant sein soll, habe aber sehr schnell festgestellt, dass ich durchaus wichtig war, denn sonst hätte Alice nie auf die Seherin getroffen, wie es der Klappentext ja bereits verraten hatte. Außerdem habe ich persönlich immer die Personen versucht, mitzuzählen, die diese Seherin erwähnt hatte, um zu schauen, wie lange es wohl noch dauert, bis das Geheimnis aufgedeckt wird. Das hat mir ziemlich viel Spaß gemacht. Was ich jedoch etwas schade fand, ist die Tatsache, dass das Ende sehr kompakt gefasst wird und vorher doch so viel Platz und Zeit war, um das schön auszudehnen. Da hätte man auf ein paar Nichtigkeiten verzichten können, die keinen direkten Zusammenhang mit der Handlung hatten. Trotzdem finde ich das Buch sehr gelungen und bin sehr berührt vom Ende, mit dem ich so letztendlich nicht mehr gerechnet hätte. Es blieb also bis zur letzten Seite noch spannend.

Die Charaktere waren gut ausgefeilt und mir ziemlich sympathisch. Alice Pendelbury ist 40 Jahre alt, kam mir im Roman aber oft vor wie in den Zwanzigern, was mich etwas verwirrt hatte, als im Buch erwähnt wurde, dass sie eben 40 Jahre alt ist. Bis zu dem Zeitpunkt hatte ich eine ganz andere Sicht auf sie als Person. Trotz ihres Alters wirkt sie noch ziemlich kindlich und manchmal naiv. Aber warum sollte man das mit 40 nicht mehr dürfen? Mir jedenfalls war sie trotzdem ziemlich sympathisch.

Ethan Daldry hingegen wirkte für mich älter und sehr reif, obwohl er ungefähr im gleichen Alter ist wie Alice. Zeitweise war er mir unsympathisch, weil er so wirkte, als sei er nur auf sein eigenes Wohl aus. Ich habe mich aber im Laufe der Handlung eines Besseren belehren lassen und musste feststellen, dass er ein sehr treuer Freund sein kann und seinen Charakter sehr gut kennt. Daldry kann sich super selbst einschätzen und versucht, seine Handlungen so auszuwählen, damit er anderen Menschen nicht weh tut. Das macht ihn zu einem sehr tollen Menschen, der dabei aber sein eigenes Glück vergisst.

Fazit

Insgesamt bin ich sehr berührt von dem Buch und fand es einfach wunderschön. Es war für mich keinesfalls langatmig und ich bin sehr froh, dass ich das Buch lesen durfte. Marc Levy hat mal wieder einen sehr schönen Roman kreiert, der sehr gefühlvoll als auch etwas philosophisch ist.