Rezension

Sehr gelungen

October, October -

October, October
von Katya Balen

Bewertet mit 5 Sternen

„October, October“ war mal wieder so ein Buch, bei dem ich jede Seite, jede Zeile gerne gelesen habe und zu dem ich nach einer Pause immer freudig zurückgekehrt bin. Ich fand diese Geschichte süß und herzerwärmend. Ruhig, erdend. Gleichzeitig kraftvoll und bewegend. Eine Geschichte über Freiheit, Erfüllung, Veränderungen, Verlust, Familie und Freundschaft.

October lebt mit ihrem Vater abgeschieden in einer Hütte im Wald. Sie liebt Geheimverstecke, Winterschwimmen, Lagerfeuer und Geschichten. Plötzlich wird Octobers Leben ordentlich auf den Kopf gestellt. Erst findet sie ein hilfloses Eulenküken, dann hat ihr Vater einen Unfall und October muss samt der kleinen Eule zu ihrer Mutter in die Stadt ziehen. Dort ist alles fremd: das Haus, die Schule, die Frau, die ihre Mutter ist.

Im Grunde erleben wir nun, wie October lernt, dass Veränderungen nicht immer schlecht sein müssen. Denn das ist es, was sie anfangs denkt: Sie will den Wald auf keinen Fall verlassen. Sie hasst es, zu ihrer Mutter zu ziehen, zu der das Verhältnis schwierig ist. Sie hasst es, den einzigen Ort aufzugeben, den sie kennt und liebt. Und so erhält October - wider Willen - die Chance, andere Menschen und Orte kennenzulernen und auch sich selbst ein bisschen besser.

Was dieses Buch so besonders liebenswert macht, ist die Erzählstimme der 11-jährigen October, die ich als absolut authentisch wahrgenommen und der ich jedes Gefühl, jeden Gedanken, jeden Wunsch abgenommen habe. Einige Leser und Leserinnen empfanden sie als trotzig, manche als theatralisch. Aber sind Kinder nicht oft genau so? Schwankend zwischen extremen Launen und Weltschmerz? October bleibt trotz allem ein sympathisches Kind. Fantasievoll, wild und leidenschaftlich.

Die Autorin hält keine abenteuerlichen Wendungen parat, sondern erzählt einfach eine entzückende kleine Geschichte, mal mit Wehmut, mal mit Humor, mit Begeisterung für die Natur und großem Einfühlungsvermögen für Ihre  Hauptfigur. Die Eule spielt eine weniger große Rolle als gedacht, aber auch das trägt zur Glaubwürdigkeit bei.

Fazit: Eine Lektüre für jedes Alter, die auf leichte, fesselnde Weise anregt, über Veränderungen und Verluste nachzudenken. Eigentlich ein perfektes Herbstbuch. Ich habe es im Sommer am Strand beendet und mich dabei schon ein wenig auf den Oktober gefreut.