Rezension

Sehr geschickt konstruiert

Nur tote Schwaben schweigen - Max Abele

Nur tote Schwaben schweigen
von Max Abele

Bewertet mit 5 Sternen

„...Keiner entgeht seiner Schuld. Gezeichnet: die schwarze Henne...“

 

Hauptkommissar Eugen Querlinger wird zu einem Toten gerufen. Der Oboist Manfred Reuber wurde erschossen und in den Wald gelegt. Kopfzerbrechen bereitet den Kriminalisten die Nachricht, die sie bei dem Toten finden. Ich habe sie als Eingangszitat gewählt.

Der Autor hat einen fesselnden und äußerst geschickt konstruierten Krimi geschrieben. Selbst Kleinigkeiten sind nicht so, wie sie scheinen.

Die Personen werden gut charakterisiert. Das betrifft insbesondere Querlinger. Der hat einen sehr trockenen Humor. Das zeigt sich, als sie bei der Vermieterin des Toten aufschlagen und die Frau Professor ihnen ein Getränk anbietet.

 

„...“Brennesseltee, Ziegenmilch, Ayram, Wasser?“ Querlinger versuchte sich zu erinnern, wann man ihn das letzte Mal genötigt hatte, sich ultimativ für ein Getränk zu entscheiden, das bei ihm Brechreiz auslöste...“

 

Der Schriftstil ist abwechslungsreich. Mit dem schwäbischen Dialekt hatte ich keine Probleme. Gerade im Dialekt kann Querlinger sehr direkt werden, wenn man ihm dumm kommt.

 

„...Ob mir scho wisset, wer`s war? Freilich. Des isch wie beim Furzen. Der wo z`erscht frogt, wer`war, der war`s...“

 

Die Ermittlungen dagegen erweisen sich als schwierig. Schnell stellt sich heraus, dass der Oboist nicht der einzige Tote bleiben wird. Die schwarze Henne spielt mit der Polizei Katz und Maus. Wird es ihnen gelingen, weitere Morde zu verhindern?

Als hilfreich und clever erweist sich im Team insbesondere Janine von Eulenburg. An passender Stelle stellt sie fest:

 

„...Innovativer Grips, gepaart mit kreativem Einfallsreichtum und weiblicher Intuition. Eigenschaften, die bestimmten männlichen Kollegen völlig abgehen...“

 

Allerdings kann sie auch grantig werden. Beim Verhör im Kloster vergreift sie sich kräftig im Ton. Hier fehlen ihr Toleranz und Fingerspitzengefühl. Doch der Erzabt weiß geschickt zu kontern. Auch dr hat Humor.

Das ist übrigens einer der Punkte, die das Buch für mich zu etwas Besonderen machen. Selbst die Nebenfiguren spielen eine Rolle und bringen sich mit ihren Charaktereigenschaften ein, sodass man sie einschätzen kann. Sie sind nicht nur Statisten bei den Ermittlungen.

Ich denke dabei nicht zuletzt an die philosophischen Weisheiten der Frau Professor.

 

„...Die Idee sitzt gleichsam als Brille auf unserer Nase, und was wir ansehen, sehen wir durch sie. Wir kommen gar nicht auf den Gedanken, sie abzunehmen...“

 

Die Frau Professor kann nicht im mindesten ahnen, an wie vielen Stellen des Romans ihre Worte sich bewahrheiten werden, denn der Autor animiert mich zwar gekonnt zum Mitraten, lässt sich aber in die gleichen Fallen laufen wie das Team der Ermittler.

Nach und nach lichtet sich der Nebel über der Geschichte. Ein Foto aus der Vergangenheit erweist sich als tragbare Spur. Wen ich allerdings geglaubt hatte, dass es nun linear zum Ende zu geht, hatte ich mich gründlich getäuscht.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es war mein erster Krimi vom Autor, aber sicher nicht mein letzter.