Rezension

sehr informativ - mit dem permanent unguten Gefühl, nicht reine Fiktion zu lesen...

XXX. Ein Atomkraft-Krimi - Martin Sudermann

XXX. Ein Atomkraft-Krimi
von Martin Sudermann

Bewertet mit 3.5 Sternen

Martin Sudermann präsentiert dem Leser zwei verschiedene Zeitebenen. Wir lernen Holger Becker in der Gegenwart kurz vor seinem mysteriösen Tod kennen und einige Jahre zuvor, die sein Leben in der Protestbewegung nachzeichnen. Zu Beginn eines Kapitels sind die entsprechenden Zeitangaben zu finden, sodass man den Überblick behält.

Der Autor schildert ausführlich, wie sich die einzelnen Personen in dieser Bewegung kennen- und vertrauen lernen und welche Kompetenzen sie mitbringen, mit der sie die Bewegung unterstützen können. Mir waren diese Abschnitte zu detailverliebt und über-informativ. Damit möchte ich dem Autor auch gar keinen Vorwurf machen, im Vorwort wird seine eigene Aktivität in der Anti-AKW-Bewegung erwähnt und ich vermute, er hat seine eigenen Erfahrungen und das damit verbundene umfangreiche Wissen, für meinen Geschmack, etwas zu detailliert wiedergegeben. Es langweilt keinesfalls, wenn man sich für diese Thematik interessiert (was man bei dem Buchtitel durchaus voraussetzen darf), es nimmt aber streckenweise die Spannung heraus und wirkt mir zu sachlich, um bei mir große Emotionen zu wecken. Mir reden und diskutieren die beteiligten Personen zu viel, die sich auf diesem Weg, und damit mir auch, eine Fülle an Informationen haben zukommen lassen.

Für Spannung hingegen sorgen die Ermittlungen auf eigene Faust, die Holgers Freund Thomas durchführt und dabei mehr Staub aufwirbelt, als ihm lieb war. Es zeigt zu deutlich, dass das Leben inmitten des organisierten Widerstands hochgefährlich ist, wenn man sich mit den falschen Gegnern anlegt. Begleitet hat mich permanent das ungute Gefühl, gar nicht viel Fiktion zu lesen, sondern einen sehr realen Fall. Das Nachwort unterstrich meine Vermutung zum Teil leider.

Insgesamt stellte sich mir beim Lesen die Frage, an wen sich dieses Buch in erster Linie richten soll. An Atomkraftgegner, die „ihr Thema“ in einem Kriminalfall verpackt serviert bekommen wollen, oder doch an den durchschnittlichen Krimileser mit Interesse an der Anti-AKW-Bewegung? Zu der zweiten Gruppe zähle ich mich und bin wahrscheinlich mit dem falsch erwarteten Schwerpunkt gestartet. Mir hat das Buch durchaus gefallen, wissenswerte Informationen konnte ich auch mitnehmen, nur die erwartete Spannung war mir nicht ausreichend genug.