Rezension

Gut recherchierter Krimi für Interessierte an der Geschichte der Atomkraft

XXX. Ein Atomkraft-Krimi - Martin Sudermann

XXX. Ein Atomkraft-Krimi
von Martin Sudermann

Bewertet mit 4 Sternen

Der Krimi „XXX“ von Martin Sudermann ist der zweite Ermittlungsfall an dessen Aufklärung der Kölner Journalist Thomas Krüdewagen einen großen Anteil hat. In den großen gelben X-Buchstaben auf dem Cover sind Fässer zu erkennen, in denen Atommüll lagert Durch den Untertitel „Ein Atomkraft-Krimi“ lässt sich leicht das Thema des Buchs feststellen und auf diese Weise einordnen.

Holger ist einer der Aktivisten, die im November 2010 in den Transport der Castor-Behälter von Le Hague (Frankreich) nach Gorleben im deutschen Wendland mit massiven Protesten eingreifen. Die Polizei setzt Tränengas ein und Holger erleidet eine starke Augenreizung aufgrund der er von einem Sanitäter behandelt werden muss. Er zieht sich aus der Kampfzone zurück und hinterlässt am Sanitätszelt noch eine Nachricht für seinen Kumpel. Kurze Zeit danach wird er tot in einem kleinen Bach liegend aufgefunden. Als diese Nachricht seine Freunde aus der Antiatomkraftaktivisten-Szene erreicht, glaubt keiner, dass Holger auf natürliche Art und Weise ums Leben gekommen ist. Thomas Krüdewagen, in jüngeren Jahren selbst Aktivist, setzt sich auf die Fährte des Freundes, um dessen Tod aufzuklären. Doch zunächst sind reichlich wenige Anhaltspunkte vorhanden und die Suche nach einem Motiv ist schwierig.

Der Autor nimmt den Leser mit auf eine Reise in die Vergangenheit zu den großen Störeingriffen der Atomkraftgegner. Beispielhaft schildert er eine Aktion aus dem Jahr 2006 von der Planung bis zur Ausführung durch eine Gruppe von vier fiktiven Personen, zu denen Holger gehörte. Aber in Erinnerungen werden auch ältere Aktionen erzählt. Wie bereits in seinem ersten Fall für Thomas Krüdewagen schildert Martin Sudermann sehr sachlich die Vorkommnisse. Er hat sehr gut recherchiert und lässt seine Figuren so agieren, wie es tatsächlich hätte sein können. Auch die Charaktere entspringen dem Alltag der Szene, der der Autor in jüngeren Jahren ebenfalls angehört hat und so auch authentisch gestalten konnte. „XXX“ ist kein gewöhnlicher Krimi mit einem Ermittler oder Ermittlungsteam des Kriminalkommissariats, denn Holgers Tod ist bereits offiziell ad Acta gelegt, bevor Thomas selber die Aufklärung in die Hand nimmt.  Die Störfälle selbst sind ebenfalls Delikte, die hier passend in diesen Politkrimi eingefügt wurden. Bis zum Schluss bleibt es spannend, wer der Täter ist. Das Ende des Krimis kommt rasch, aber mit einem unerwarteten Abschluss. Ich vergebe gerne eine Leseempfehlung an Krimileser mit Interesse an der Geschichte der Antiatomkraftbewegung.