Rezension

Sehr spannend, aber...

Der Palazzo am See - Sophia Cronberg

Der Palazzo am See
von Sophia Cronberg

Bewertet mit 3.5 Sternen

Das Buch erzählt zwei Geschichten: Um 1923 herum die Geschichte vom Hotel-Zimmermädchen Bérénice, die eines Tages von der Schauspielerin Tizia Massina gebeten wird, ihr die Haare aufzustecken. Da ihr die Frisur gefällt, stellt Tizia Bérénice kurzerhand als ihre Zofe ein. So erlebt Bérénice hautnah mit wie Tizia ihren späteren Mann Gaetano di Vaira kennenlernt und ihr neues Leben im Palazzo auf der Insel beginnt. Doch einige Situationen erscheinen Bérénice komisch und sie wird neugierig. Die Charaktere ihrer Mitbewohner laden geradezu ein: der meistens stille und abwesende Gaetano als Familienoberhaupt, der seiner ersten, verstorbenen Frau anscheinend noch immer nachtrauert; sein Sohn Aurelio, der trotz Anwesenheit seiner Vaters fast vaterlos aufwächst; Tizia, die lebenslustige neue Frau im Palazzo; Bruder Ettore, Gaetanos leiblicher Bruder und Mönch, der zwar nett zu Bérénice ist, aber sie mag ihn trotzdem nicht; Tamino, der Verwalter, der gerne mit Bérénice flirtet, aber nicht nur mit ihr...

Die zweite Geschichte spielt in der Gegenwart und erzählt von Stella, die für drei Monate auf das Anwesen der di Vairas zieht um dort deren Familienchronik aufzuschreiben. Schnell lernt sie Matteo, den attraktiven Enkel von der spröden Flavia di Vaira kennen. Flavias Auftrag ist kurz und wortkarg, aber Matteo redet dafür umso mehr. Stella ergeht es wie Bérénice früher: irgendwas kommt ihr komisch vor. Umso mehr als sie fast von einem Blumentopf erschlagen wird. Wer im Haus möchte nicht, dass Stella die Familienchronik erstellt? Gibt es da ein oder sogar mehrere Geheimnisse? Neben Matteo und Flavia kommen da nur noch Haushälterin Clara, die ganz offen gegen Stella ist, Claras Tochter und Butler Fabrizio in Frage. Umso mehr ist Stellas Neugier geweckt und sie möchte die Chronik so schnell wie möglich fertigstellen. Doch viele Fragen sind offen: lastet tatsächlich ein Fluch auf der Familie? Und warum gehört die Seidenproduktion mit der die Familie ihr Geld verdiente, nicht mehr ihnen?

Die beiden Geschichten sind sehr gut miteinander verknüpft, so gut, dass man gar nicht sagen kann, dass eine der beiden besser wäre als die andere, denn sie sind so miteinander verwebt, dass sie am Schluss wirklich nur als Ganzes gesehen werden kann. Die Story nahm immer wieder überraschende Wendungen und so war es spannend, diesen erlebnisreichen Roman zu lesen. Der Autorin gelang es eine komplexe Geschichte zu erfinden, die sehr stimmig ist.

Doch - ich weiss nicht, an was es genau lag, etwas fehlte dem Roman. Er hat sicher auch ein paar Längen, aber die sind nicht schuld an meinem Empfinden. Irgendwie berührte mich "Der Palazzo am See" trotz allem "Spannendsein" nicht und ich kann es nicht einmal begründen.

Fazit: Ein vielschichtiger und sehr spannender Roman, aber bei mir blieben die Emotionen leider aus. 3.5 Punkte.