Rezension

Sehr spannend und informativ

Mord au Vin -

Mord au Vin
von Sandrine Albert

Bewertet mit 5 Sternen

„...Dann sah sie in seine Augen, die kurz zuvor noch so sanftmütig geblickt hatten, so treu ergeben. Entfesselte Wut blitzte ihr entgegen...“

 

Diese Sätze stehen im Prolog des Buches. Es fällt kein Name. Wer trifft sich in den Weinbergen mit wem?

Dann wechselt die Geschichte 9 Tage später in die Düne von Pilat. Dort geht die Privatdetektivin Claire mit Phillippe und ihren Hund Audrey spazieren. Als der zu buddeln beginnt, kommt eine Frau zum Vorschein. Der Fall landet bei Commandant Raoul Chénier. Schnell wird klar, dass der Mord mindestens drei Jahre zurückliegt.

Die Autorin hat einen spannenden Krimi geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.

Während Raoul sich um die Aufklärung des Mordes kümmert, wird Claire von einem Freund ihres Vaters gebeten, seine Tochter Delia zu suchen. Sie ist Studentin und seit Tagen nicht zu erreichen.

Die Personen werden sehr gut charakterisiert. Beim ersten Zusammentreffen von Raoul und Claire allerdings bedient er seine Vorurteile. Claire ist für ihn eine Tochter aus guten Haus und vermutlich vom Beruf Tochter, weil sie in der Villa ihres Vaters residiert.

Ich erfahre zwar das eine oder andere über die Vergangenheit der beiden, manche Andeutungen bleiben aber (noch) im Dunkeln.

Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen und ist vielschichtig. Mir gefallen die kurzen philosophischen Diskussionen zwischen Claire und Phillipe.

 

„...Manchmal hätte ich große Lust, etwas zu erfinden, dass diesen globalen Wirtschaftsirrsinn für eine Zeit pausieren ließe. Damit wir gezwungen wären innezuhalten...“

 

Wenn ich sarkastisch wäre, würde ich sagen, da genügt ein klitzekleiner Virus!

Noch ahnen Claire und Raoul nicht, dass ihre beiden Fälle eine gemeinsame Schnittmenge haben. Dabei wird sich ihr Verhältnis ändern. Sie lernen, sich gegenseitig zu schätzen.

Eingebunden in die Geschichte ist eine Menge an Wissen über Wein. Immerhin befinden wir uns in der Nähe von Bordeaux.

 

„...Die Garonne und ihre Vorläufer haben unterschiedlichstes Geröll aus den Pyrenäen und dem Zentralmassiv hier zu Terrassen aufgeschüttet abgelagert. Diese Steine speichern am Tage die Sonnenenergie und geben die Wärme in der Nacht ab. Dadurch entsteht ein für die Reben ideales Mikroklima...“

 

Ein weniger schönes Thema in diesem Zusammenhang ist die Verwendung von Pestiziden im Weinbau. Hier werden die Skandale und auch die gesundheitlichen Folgen ausführlich erwähnt. Als Raoul sich mit einer Lehrerin unterhält, die wegen des Pestizidskandals geklagt hat, stellt diese resigniert fest:

 

„...Ich werde nie begreifen, dass Konsumgüter und der Gewinn in dem System, in dem wir leben, wichtiger sind als Menschenleben. Ich will es auch nicht begreifen. Und recht nicht akzeptieren...“

 

Claire schreibt neben ihrer Arbeit einen Blog über biologische Weine.

Auch die Beschreibung der Weingüter ist detailgenau. Ich hatte sofort ein Bild der einzelnen Häuser und ihrer Besonderheiten vor Augen.

Mir gefällt ebenfalls Raouls Fragetechnik. Er geht dabei geschickt auf die Bedürfnisse und Befindlichkeiten seines Gegenüber ein.

 

„...Jeder Mensch hat seine Gründe für die Wege, die er geht, und die Abzweigungen, die er nimmt oder auch nicht nimmt...“

 

Natürlich darf auch ein Blick in die Französische Küche nicht fehlen. Vor allem die Dessert haben mich begeistert.

Viele Kapitel beginnen mit Wochentag und Datum. Dadurch ist eine gute zeitliche Einordnung der Geschichte möglich.

Ein Glossar der französischen Begriffe, ein Rezept und Literaturhinweise zu Gift im Wein ergänzen das Buch.

Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Von den beiden Ermittlern würde ich gern noch mehr lesen.