Rezension

Setzt sich die Liebe durch?

Ein Graf auf Abwegen -

Ein Graf auf Abwegen
von Hannah Conrad

Bewertet mit 4 Sternen

„...Eine gute Partie ist er, unser junger gnädiger Herr. Vor allem jetzt, wo er ein Doktor ist...“

 

Im Lilienpalais in München wird Maximilian von Seybach zurück erwartet. Er hat seine Ausbildung als Arzt abgeschlossen. Unter den Bediensteten wird eifrig geklatscht.

Die Autorin hat einen romantischen historischen Roman geschrieben. Der Schriftstil lässt sich flott lesen.

Wir schreiben das Jahr 1828. Carl von Seybach hat schon die Weichen für seinen Sohn gestellt. Er soll Leibarzt des Königs werden und Sophie de Neuville heiraten. Doch Maximilian träumt davon, Behandlungen für die ärmeren Schichten der Bevölkerung anzubieten. Damit sind Konflikte vorprogrammiert.

Hinzu kommt, dass Maximilian von Louisa, einer der Dienstmädchen, beeindruckt ist. Die junge Frau ist erst seit kurzem im Palais.

Die Personen werden gut charakterisiert. Nehmen wir Henriette von Seybach, Maximilians Großmutter. Sie legt Wert auf Etikette. Gefühle darf man haben, aber nicht zeigen.

Wie eine graue Eminenz im Hintergrund agiert Nanette, die Gouvernante. Was sei ausgeheckt hat, erfahre ich als Leser immer erst im Nachhinein. Sie ist sehr gut darin, die Strippen auf ungewöhnliche Weise zu ziehen.

Isabella, Maximilians jünger Schwester, ist eine lebenslustige junge Frau, die keinerlei Standesdünkel kennt. So stellt sie für den Ball der Dienstboten ihre eigene Garderobe zur Verfügung.

Deutlich wird die Scheinmoral der Zeit. Maximilian darf sich Louisa ins Bett holen, aber sie zu heiraten, geht gar nicht. Wie sagt seine Großmutter so klar?

 

„...“Oder du musst lernen, dich wenigsten geschickter anzustellen“, brummte seine Großmutter...“

 

Maximilian allerdings reagiert nicht immer selbstbewusst. Er weiß, dass er für die Erfüllung seiner Wünsche das Geld der Familie braucht. Für Louisa ist seine schwankende Haltung in der Öffentlichkeit nur schwer zu ertragen. Sie ist auf die Stelle angewiesen. Alternativen gibt es keine, jedenfalls keine annehmbaren.

Die Örtlichkeiten werden anschaulich und ausführlich beschrieben.

 

„...Er betrat den üppig begrünten Wintergarten, der als Eingangshalle diente. Im blank polierten Marmor spiegelten sich die Kerzenflammen der Silberleuchter...“

 

In den Gesprächen mit seinen Freunden Leopold und Alexander wird deutlich, dass die jüngere Generation eine andere Vorstellung von der Zukunft hat als ihre Eltern.

Im Anhang geht die Autorin ausführlich auf die politischen Zeitverhältnisse ein Einiges davon hätte ich mir schon im Laufe der Handlung gewünscht.

Ein Personenregister vervollständigt das Buch.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen.