Rezension

Sex & Krieg

Die Zeit, die uns bleibt - Toshiki Okada

Die Zeit, die uns bleibt
von Toshiki Okada

Bewertet mit 4 Sternen

Zwei Erzählungen - zwei unterschiedliche Milieus. Kurz vor der Invasion der USA in den Irak (2003) sind einige junge Leute, teils schon angetrunken, in Tokio unterwegs. Ein Mann und eine Frau treffen sich während einer Performance ausländischer Künstler. "Hier war eben Japan." (S. 33) Die kulturellen Unterschiede zwischen Japan und der westlichen Welt werden durch die Performance deutlich und in der unterschiedlichen Art, in der in Japan und anderswo gegen den bevorstehenden Krieg demonstriert wird. Ohne die ausländischen Besucher wäre der Irak-Krieg in Japan ein Thema weniger Demonstranten geblieben. Das Paar, das sich hier zum ersten Mal trifft, stellt sich einander noch nicht einmal vor, Miffy nennt einer von beiden sich mit seinem Usernamen. Beiläufig und beinahe wortlos, als würden sie nur ein Bier miteinander trinken, landen die zwei in einem Taxi nach Shibuya, um dort in einem Love-Hotel einzuchecken. Eigentlich gehört es sich nicht, dass der Taxifahrer so genau mitbekommt, was sie vorhaben, aber sehr wichtig scheint ihnen die Wahrung der Fassade nicht zu sein. Vier Nächte und fünf Tage verbringen die beiden ohne Kontakt nach außen im Hotel, das sie nur verlassen, um eine Kleinigkeit zu essen zu kaufen. Länger hätte das gemeinsame Geld nicht gereicht. Man könnte auf die Idee kommen, dass das Paar erst Sex haben muss, um danach miteinander reden zu können. Als sie das Hotel verlassen, hat der Irakkrieg begonnen; die Beziehung der beiden ist zu Ende.