Rezension

Sherlock lässt nicht locker

Mycrofts Comeback -

Mycrofts Comeback
von Beate Baum

Bewertet mit 5 Sternen

„….Alleinlebende Frau, die problemlos auf das Arbeiten von zuhause aus hatte umschalten können, kombinierte John, der neben Sherlock trat…“

 

Sherlock Holmes und John Watson sind in der Gegenwart angekommen. Gerade stehen beide in der Wohnung einer Frau, die einen tödlichen Schlag auf den Hinterkopf erhalten hat.

Die Autorin hat einen spannenden Krimi geschrieben.

Der Schriftstil passt genau zum englischen Humor, wie man ihn aus der klassischen Kriminalgeschichte kennt. Sherlock ist der Macher. Er zieht seien logischen Schlüsse. John lässt er dabei gern eine Zeit lang im Dunkeln. Der ist momentan ziemlich gestresst. Wegen der Pandemie hat er rund um die Uhr im Krankenhaus gearbeitet, währenddessen Sherlock feststellt:

 

„...Ich habe mich fortgebildet während der Lockdown – Zeiten...“

 

Die Tote wurde von ihrer Putzfrau gefunden. Die erste wichtige Information besagt, dass sie bei einer Firma gearbeitet hat, die wegen eines Maskenskandals in Verruf gekommen ist. Bald aber zeichnet sich ein zweites Problem ab, das ein Motiv für den Mord sein könnte. Es wurden trotz Pandemie illegal Arbeitskräfte nach Großbritannien eingeschleust. Bezahlung, Arbeitsbedingung und Wohnung sind unterirdisch.

 

„...Die Leute wollen ihren Dreck nicht selbst wegmachen, aber auch niemanden vernünftig dafür bezahlen – das ist eine moderne Form der Sklaverei!...“

 

Sherlock wendet sich an seinen Bruder Mycroft, der in der Politik zugange ist. Die Arbeitskräftevermittlung scheint von hoher Stelle abgesegnet worden zu sein. Mycroft hatte sich für einen schnellen und heftigen Lockdown eingesetzt, war aber von Lobbyvereinen gekonnt ausgebremst worden. Zwar harmonieren die Brüder nicht immer miteinander, aber im Ernstfall klappt die Zusammenarbeit.

Sehr schnell werden für die Unstimmigkeiten passende Sündenböcke gefunden.

Doch Sherlock zieht seinen Stil durch. Er kommt in jede Versammlung, in jeden Club rein, wo er rein will. Bei John klingt das so:

 

„...Er folgte Sherlocks Beispiel bei vielen Anlässen in der Vergangenheit: Immer so tun, als gehöre man dazu, lautete die schlichte Regel. Mitschwimmen...“

 

Natürlich geben Sherlocks bestechende Analysen der Geschichte ihrer besonderen Flair. An seinen Umgang mit anderen muss er aber noch arbeiten. Der ist gewöhnungsbedürftig.

Gekonnt werden viele Pannen in Zeiten der Pandemie in die Geschichte integriert – und die treffen nicht nur auf Großbritannien zu.

Die Geschichte hat mich sehr gut unterhalten. Neben dem hohen Spannungsbogen ist es insbesondere der trockene Humor, der mir gefällt.