Rezension

Sie starten zu Sechst, doch nur Fünf können es schaffen

The Atlas Six -

The Atlas Six
von Olivie Blake

Ein solider Reihen-Auftakt

„The Atlas Six“ von Autorin Olivia Blake hat mich mit seinem Klappentext definitiv geködert. Magie, geheimnisvolle Entdeckungen und eine Gruppe völlig unterschiedlicher Figuren klangen zugegeben ganz nach meinem Geschmack und da es mein erstes Dark Academia Buch seit einer ganzen Weile werden sollte, war ich direkt doppelt gespannt.

Die Handlung folgt der Gruppe um Callum, Tristan, Nico, Libby, Reina und Parisa. Sie haben eigentlich nichts gemeinsam, kommen aus vollkommen unterschiedlichen Welten, jede und jeder mit seiner eigenen Geschichte, doch sie alle haben herausragende magische Fähigkeiten, die sie zu etwas besonderem machen.
Wie besonders, das hat auch jene Geheimgesellschaft erkannt, die seit jeher das Geheimnis um die Bibliothek von Alexandria hütet. Die sagenumwobene Heimat unschätzbar wertvollen magischen Wissens ist nie zerstört worden, wie es allgemeinhin geglaubt wird und wer sich in den Augen der Gesellschaft als würdig erweist, wird die einmalige Chance geboten, ihre Geheimnisse zu ergründen. Alle zehn Jahre wird sechs Anwärtern die Chance gegeben, sich zu beweisen und der Gesellschaft beizutreten. Doch es sind nur fünf Plätze zu vergeben und schon bald stellt sich die Frage, wer von ihnen bereit ist, alles für Macht und Wissen zu geben.

Ich kann nicht direkt von Begeisterung sprechen, aber mir hat „The Atlas Six“ wirklich sehr gefallen. Es ist eine so außergewöhnliche Idee, dass man sich voll und ganz von der Handlung einnehmen lassen kann. Die Sprache ist teilweise etwas „hochgestochen“, ich habe mich aber in Windeseile daran gewöhnen können und ab da einfach von dem packenden, spannungsvollen Schreibstil mitreißen lassen. Das Setting war so bildhaft und lebendig beschrieben, dass man sich wirklich leicht in die Umgebung hineindenken konnte.

Ein ganz entscheidender Punkt an der Geschichte, ist aber zweifellos das ungewöhnliche Potpourri an Protagonisten, die sich in ihrer Unterschiedlichkeit aufregend und außergewöhnlich ergänzen. Sie sind vielschichtig, tiefgründig, zeigen rohe und nachfühlbare Emotionen und sind insgesamt sehr glaubhaft ausgestaltet. Toll fand ich auch, dass die Autorin darauf verzichtet hat, jeden von ihnen zu einem „Publikumsliebling“ zu machen. Dieses Wechselspiel aus Antipathie und Sympathie hat für mich sehr gut funktioniert und die Figuren und ihren Umgang untereinander um einiges Interessanter gemacht. Immer wieder habe ich ihre Motive und Handlungen hinterfragt und nie war ich mir sicher damit, einen Charakter durchschaut zu haben. Gleiches gilt für meine Gefühle ihnen gegenüber. Ich habe keinen „nur geliebt“ oder „nur gehasst“.

Erwähnenswert finde ich auch, dass die Autorin einen sehr individuellen Ansatz bzw. eine recht neue Vorstellung von Magie darstellt. Es war auf eine Weise mathematischer, auf jeden Fall aber Komplexer als das, was ich so bisher gelesen habe. Ich bin jedes Mal fasziniert, wie viele Facetten von Magie in Büchern man finden kann, ohne das Gefühl zu bekommen, diese Variante schon irgendwo mal gesehen zu haben.
Tatsächlich habe ich mir zwischendurch gedacht, dass sie das Potential dieser Magischen Welt noch weiter hätte ausschöpfen können, aber ich hoffe darauf, dass sie sich das nur für die Folgebände aufbewahrt hat. Ein etwas zügigeres Tempo hätte zwischendurch auch nicht geschadet, aber das ist natürlich sehr subjektiv.

Insgesamt war „The Atlas Six“ für mich ein wirklich aufregendes und mitreißendes Leseerlebnis. Als Auftaktband einer Reihe hätte es nach meinem Empfinden noch ein bisschen Luft nach oben und ich frage mich, ob der Online Hype nicht vielleicht eher schadet und falsche Erwartungen weckt, aber es hat mich dennoch allemal neugierig auf die Fortsetzungen gemacht!