Rezension

Siegerland-Krimi mit einem Kripo-Team aus prägnanten Charakteren, die erst noch zu einer Einheit werden müssen! Mitermitteln ;-) erwünscht!

Lahn Sieg Tod -

Lahn Sieg Tod
von Sandra Halbe

Bewertet mit 4.5 Sternen

Regional-Krimi mit wohlportioniertem Lokalkolorit und Einblick in akribische Ermittlungen mit Hindernissen!

Zugegebenermaßen habe ich etwas gebraucht, um mit dem Buch warm zu werden, was vermutlich einerseits an den zu Beginn distanziert wirkenden Charakteren und andererseits an der anfänglichen Disharmonie und einem nicht nur unterschwellig herrschenden Zwist im Team der Ermittelnden liegt, wobei die Gradwanderung zwischen dem Privatleben der beiden miteinander liierten Haupt-Protagonisten und deren beruflichem Zusammentreffen naturgemäß nicht einfach ist.

Die exakten Beschreibungen der Ermittlungen aber inkl. der Termine in der Rechtsmedizin sind es, die mir sehr gut gefallen, denn sie schildern so ein bisschen die "gute, alte Polizeiarbeit" im Rahmen einer Mordermittlung und Entführung, manchmal etwas trocken wirkend, aber immer geradlinig.

Und die Erläuterungen des Rechtsmediziners erklären zudem einleuchtend, warum sich Zeugenaussagen ändern und nicht nur phasenweise, sondern zudem auch durchaus unbewusst nicht der Wahrheit entsprechen können. Diese Passagen mag ich besonders, weil sie die Widersprüche, die beim Lesen aufkommen, entkräften oder zumindest einen Anlass dazu geben, das Gelesene mal aus einer anderen Perspektive zu betrachten.  

Auch die Figur der Mitarbeiterin des Krisen-Interventions-Teams, Sabine Riedel, möchte ich nicht unerwähnt lassen, denn diese ist geschickt in das Geschehen eingebaut. Auf der einen Seite ermöglicht sie den Ermittler*innen, ihre Gedanken im Gespräch mit ihr zu reflektieren und sie dadurch besser einordnen zu können, auf der anderen Seite ist sie eine Art Bindeglied zwischen den betroffenen Familien und der Polizei.

Wunderbar ist die Möglichkeit zum Mitermitteln ;-), die wir als Lesende bekommen, denn es tauchen immer wieder andere Details auf, auf Grund derer man neue Vermutungen anstellen kann. Und es läuft bei weitem auch nicht alles so, wie es sollte. Welche Rolle spielen die Verdächtigen in diesem Fall und wie stehen sie zueinander? Was bedeuten die Hinweise der Nebenfiguren und wie sind diese einzuordnen? Es ist vieles sehr dubios mit kleinen Lichtblicken in Richtung möglicher Lösungsansätze. :-) Ich spinne weiter an meinem Verdächtigenkonstrukt, sozusagen an meinem gedanklichen Whiteboard, bis zum famosen Finale!

Ein toll konstruierter Fall mit akribischen Ermittlungen, kursiven ;-) Hinweisen, die anfangs noch keine sind ;-), einem Ermittlerpaar, das sich arbeitstechnisch erst zusammenraufen muss, privat aber größtenteils ;-) harmoniert, ein Kripo-Team aus prägnanten Charakteren, das nach zu Beginn noch vorherrschendem Zwist schlussendlich (fast) eine Einheit bildet und eine angenehme Portion Lokalkolorit, all diese Faktoren haben mich diesen Krimi genießen lassen!