Rezension

Simply the best!

Bittere Wunden - Karin Slaughter

Bittere Wunden
von Karin Slaughter

„Bittere Wunden“, der neueste Thriller aus der Will Trent-Reihe, ist anders als das, was wir von der amerikanischen Bestsellerautorin Karin Slaughter kennen. Handlungsort ist zwar wie immer Atlanta, die Hauptstadt Georgias, aber sie arbeitet hier mit verschiedenen Handlungssträngen, die zudem auch noch in unterschiedlichen Zeitabschnitten angesiedelt sind und vermittelt ihren Lesern einen intensiven Eindruck davon, wie das Leben in den Südstaaten Mitte der siebziger Jahre speziell für Frauen war.
 
Ausgangspunkt in der Gegenwart ist der Fall einer spurlos verschwundenen Studentin, um den sich Will Trent kümmern möchte. Aber seine Vorgesetzte Amanda Wagner versucht mit allen Mitteln, ihn davon abzuhalten. Die Spur führt in ein verlassenes Gebäude, ein ehemaliges Waisenhaus, wo Will mit seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert wird…
 
Der zweite Handlungsstrang  blickt zurück in die siebziger Jahre. Ein Serienmörder treibt sein Unwesen in den Ghettos von Atlanta, wo die drogenabhängigen Prostituierten ihren Geschäften nachgehen. Er holt sich die jungen Frauen von der Straße, foltert sie auf brutalste Art und Weise und bringt sie dann um. Eine davon ist Lucy Bennett, ein Mädchen aus gutem Hause, das auf die schiefe Bahn geraten ist und nun bitter dafür bezahlen muss…
 
Zu dieser Zeit ist Amanda Wagner ganz am Anfang ihrer Laufbahn, und sie hat es nicht leicht, so wie alle Frauen beim Atlanta Police Department. Aber sie ist hart im Nehmen und ermittelt auf eigene Faust und gegen den Widerstand ihrer männlichen Kollegen gemeinsam mit ihrer Partnerin Evelyn Mitchell im Fall der verschwundenen Frauen.
 
Ich muss mich sehr zurückhalten, damit ich nicht vollends ins Schwärmen gerate, aber „Bittere Wunden“ ist meiner Meinung der beste Thriller, den Karin Slaughter bisher geschrieben hat, denn gerade die Schilderungen der gesellschaftlichen Zustände im amerikanischen Süden Mitte der siebziger Jahre machen dieses Buch zu einem beeindruckenden Leseerlebnis.
 
Nicht nur die Gesellschaft ist patriarchalisch ausgerichtet sondern auch das Police Department. Frauen haben zu gehorchen, entweder ihrem  Vater oder ihrem Mann oder ihrem Vorgesetzten. Gewalt ist an der Tagesordnung, körperlich oder auch verbal, sowie auch sexuelle Belästigung ein Teil des Alltags bei der Truppe ist. Und obwohl die ersten Veränderungen bereits sichtbar sind – zum ersten Mal werden hohe Ämter mit Afroamerikanern besetzt – trifft man überall auf Rassendiskriminierung.
 
Im steten Wechsel werden die Ereignisse in der Gegenwart und Mitte der siebziger Jahre beleuchtet, wobei gerade letzteres durch die Schilderungen aus Sicht der gefangengehaltenen Frauen wesentlich intensiver wirkt. Alle losen Fäden werden am Ende zusammengeführt, jedes Puzzleteil findet seinen Platz und alle offenen Fragen werden beantwortet.
 
Im Nachwort geht Karin Slaughter nochmals genauer auf diese Zeit ein, die sie so authentisch beschrieben hat, und auf der Homepage der Autorin www.karin-slaughter.de finden interessierte Leser weitere Informationen zu den Schauplätzen, die in „Bittere Wunden“ erwähnt werden.
 
Lesen! Lesen! Lesen!