Rezension

Skurriles Geschäker mit dem Sensenmann

Jetzt ist Sense -

Jetzt ist Sense
von Hans Rath

Bewertet mit 3 Sternen

Pünktlich zu ihrem 50. Geburtstag schneit ein gutaussehender Mann im schwarzen Umhang bei der Psychologin Liv Bentele herein. Dummerweise hat er sich nur in der Tür vertan. Doch dann ist auf einmal eine alte Dame mausetot, nach der er gefragt hatte, und Liv konfrontiert ihn damit. Er entgegnet freundlich, dass er in Wirklichkeit Thanatos, der griechische Gott des sanften Ablebens, sei und es ihn ziemlich runterziehe, wie unwürdig das Sterben heutzutage ist. 

Liv hält ihn eher für einen von Todessehnsucht gepeinigten Nervenbündel und offeriert ihm therapeutische Unterstützung. Im Laufe der Sitzungen zeigt sich, dass ihr neuer Schützling tatsächlich ein höheres Wesen ist – und immer zur Stelle, wenn es darum geht, skrupellosen Immobilienhaien oder prügelnden Gatten eins auszuwischen.

Für mich hat das nach herrlicher Unterhaltung für zwischendurch geklungen. Ich dachte mir, wenn der Tod persönlich auf der Couch liegt, dann gibt es zweifelsfrei eine interessante Entwicklung im Roman, die mit schwarzem Humor und heiteren Charme für wohlige Lesestunden sorgt.

Es ist eine eher flapsige Erzählung, die mich an diese deutschen Romantikkomödien aus dem Fernsehen denken lässt. Livs Begegnung mit dem griechischen Sensenmann, der sofort an Adonis erinnert, hat wenig Tiefe, die Dialoge sind eher aufgelegt und die Entwicklung ist meiner Meinung nach vorhersehbar.

Zur Handlung habe ich wenig zu sagen, weil sie keinen fassbaren Strang folgt. Insgesamt geht es eher um das Leben von Frauen um die 50, und darum, dass man es sich gut gehen lassen soll.

Erzählt wird in witzigem Tonfall, der mit Spitzen aus Ironie und Sarkasmus für das eine oder andere Lächeln sorgt. 

Trotzdem hüllt der Autor schwermütige Themen in die banale Leichtigkeit, weil sich Liv und Thanatos Gedanken über das Sterben machen und Fragen dazu stellen. Wann ist die richtige Zeit, um zu gehen? Gibt es das Schicksal oder liegt das Glück in der eigenen Hand?

Für mich war ein Knackpunkt, dass die Inhaltsbeschreibung etwas anderes ankündigt, als es im Buch umgesetzt wird. Denn der Tod oder Thanatos macht keine Therapie, sondern schäkert eher mit Psychologin Liv zwischen Tür und Angel, wodurch sie seiner wahren Identität auf die Schliche kommt. 

Obwohl „Jetzt ist Sense“ an meinen Erwartungen vorbei schrammte, hatte ich eine feine Lesezeit. Es war heiter und im kecken Ton geschrieben, die Einstellung des Todes zum Leben und den Blick auf die Systematik und Mythen dahinter, fand ich charmant aufbereitet. Gefallen hat mir, dass sich die alten Götter in unserer modernen Zeit blicken lassen und ein bisschen Esprit zeigten.

Unterm Strich ist es ein nettes Buch mit witzigen Überlegungen und skurrilem Geschäker, welches sich zwischendurch gut lesen lässt.