Rezension

Solide High-Fantasy

Die Chroniken von Hara, Wind - Alexey Pehov

Die Chroniken von Hara, Wind
von Alexey Pehov

Bewertet mit 4 Sternen

Wind ist mein erstes Buch von Alexey Pehov und es hat mich gleich überzeugt. Zwar ist es nicht so brillant und fesselnd wie z.B. Codex Alera von Jim Butcher oder die Sturmlicht-Chronik von Brandon Sanderson, doch es ist solide und spannende High-Fantasy mit neuen Elementen.
Ein Beispiel ist z.B. die Erzählperspektive. Der Haupterzählstrang dreht sich um den Gijan (Meuchelmörder) Ness und seine Frau Lahen. Ness erzählt in Ich-Perspektive. Die zahlreichen Nebencharaktere werden von einer dritten Person geschildert. Dies erzeugt einen interessanten Effekt beim Lesen, doch man stellt zudem fest, dass man eigentlich doch recht wenig bei Ness verweilt. Ansonsten ist er eine wirklich interessant gestaltete Figur, die trotz des Brutalen Berufs ein wirklicher Sympathieträger ist, ebenso wie alle anderen Nebencharaktere. Der Leser erlebt sogar einen Erzählstrang aus der Sicht einer der Verdammten und damit eines Gegenspielers Ness’. Der Schreibstil ist also wirklich gut und unterhaltsam, leider haben sich in der Übersetzung einige sehr eigenartige Wörter und Worte eingeschlichen. Ich habe mir nicht alle merken können, doch “abgeschmackt” ist ein Wort, das ich persönlich sehr seltsam und nicht passend für eine High-Fantasy-Trilogie finde. Doch es gab neben solchen Wörtern auch noch umgangsprachliche Formulierungen außerhalb der wörtlichen Rede, die mir negativ aufgefallen sind.
Das Buch leidet dennoch etwas unter dem Phänomen des Trilogieauftaktbandes. Das bedeutet, der Leser muss erst einmal in die Welt, die Magie, die Charaktere und allerhand Wesenheiten eingefürt werden bzw. diese kennenlernen und dies ist hier ein Stück Arbeit. Doch Pehov schafft es dabei keine Langeweile aufkommen zu lassen, denn bei weitem nicht alle Charaktere vom Anfang werden auch zu Nebenfiguren… Wer so mit seinen Charakteren umgeht hält auf jeden Fall die Spannung hoch. Dennoch habe ich nach dem Lesen des ersten Bandes das Gefühl noch nicht recht zu wissen, worum es eigentlich gehen wird in der Trilogie. Das mag damit zusammenhängen, dass die Verlagsbeschreibung des Inhaltes sich irgenwie nicht mit dem Inhalt des Buches deckt:

Lahen ist eine Windsucherin, eine der wenigen, die jenen Funken noch in sich trägt. Doch sie und der Bogenschütze Ness werden verfolgt von den Verdammten, den Anhängern der schwarzen Magie, die sich Lahens Gabe bemächtigen wollen. Können Lahen und Ness verhindern, dass der dunkle Funke erneut entzündet und Hara ins Chaos gestürzt wird? Es beginnt ein Wettlauf um ihr Leben – und der Kampf um die Magie in ihrer Welt … (Quelle)

Ich werde den Text etwas auseinanderflücken:

  • Lahen ist eine Windsucherin?! – Das ist im Buch in keiner Weise klar geworden. Was ist eigentlich eine Windsucherin? Das sie einen Funken in sich trägt ist klar, aber Windsucherin? Das würde zumindest den Titel erklären, wenn es denn stimmen würde. Tatsächlich wird ist an einer Stelle die Rede, dass Lahen UND Ness Windsucher seien. Im Sinne von “Wer Wind sät, wird Sturm ernten” – was auch zu Beginn des Buches abgedruckt ist – oder wer ziellos durch sein Leben wandert, vergeudet die Zeit. Jedenfalls keine Spur von “Windsucherin” als eine Art magisches Talent, von dem es einige verschiedene gibt.
  • Anhänger der schwarzen Magie?! Ja, die Verdammten sind mächtig und irgendwie auch böse, doch schwarze Magie stelle ich mir eigentlich etwas anders vor…
  • Was bitte ist “der dunkle Funke”? Nichts davon gehört in dem Buch. Sicher gibt es die verschiedenen magischen Begabungen, die mit einem “Funken” dahergehen. Doch ob es “lichte Funken” und “dunkle Funken” gibt, davo ist nicht die Rede.
  • Das lässt mich darauf schließen, dass der Klappentext viel mehr verrät, als der erste Teil des Buches und damit schon einen Ausblick auf den zweiten Teil gibt. Dies ist sehr ungeschickt gestaltet. Ich habe beim Lesen so bestimmte Dinge erwartet, die sich nicht herausgestellt haben. Dies bringt mich auch zu meinem eigentlich Kritikpunkt: Das Buch ist stellenweile sehr vorhersehbar und so kommt der Eindruck auf, dass Wind anderen Werken ähnelt und doch wieder nicht und so irgendwie ein Durchschnittsbuch dabei herauskommt. Doch wie es so oft bei einem ersten Teil einer Trilogie der Fall ist, endet es wirklich spannend und der Leser hat die Ahnung, dass sich Dinge nun klären könnten und das Buch endet. So ist es auch hier. Die Geschichte jedenfalls hat enorm viel Potential sich zu einer guten Trilogie zu entwickeln, die ich auf jeden Fall weiter lesen werde.

Fazit: Mit Wind kann man eigentlich nichts falsch machen, wenn man ein High-Fantasy Buch zur Unterhaltung sucht. Es gibt zwar neue Wesenheiten und eine neue Magie, dennoch so gut verständlich, dass man leicht in das Buch findet und diesem auch gut folgen kann. Zudem sind die Charaktere überaus sympathisch und die Erzählung auch spannend. Allerdings bietet Wind auch nichts Außergewöhnliches oder Brillantes. Alles in allem also gute und solide Fantasy mit viel Steigerungspotential für die weiteren zwei Bände, die ich mit Sicherheit auch lesen werde.

Kommentare

bookworm kommentierte am 11. August 2014 um 11:25

Eine schöne Rezension :-) Wenn die die Chroniken von Hara gefallen, lies doch auch mal die Chroniken von Siala, das ist die Trilogie, durch die ich Alexey Pehov kennengelernt habe. Die Chroniken von Hara werde ich mir dann demnächst einmal vornehmen, da sie ähnlich spannend zu sein scheinen wie "Siala".