Rezension

Soll Kinder stärken und Erwachsene sensibilisieren

Stella und das Geheimnis -

Stella und das Geheimnis
von Madeleine Bernadotte

Bewertet mit 3 Sternen

Als Stella aufwacht platzt ihr Vater in ihr Zimmer. Zusammen mit ihrem Stiefbruder samt seiner Mutter Camilla und ihrem Baby-Bruder Axel. Einen Kuchen bringen sie. Und Geschenke. Denn Stella wird heute neun Jahre alt. Ein Grund zum Feiern. Oder?

Tatsächlich ist Stella so gar nicht nach feiern zu Mute. Nicht nur, dass ihre Eltern sich getrennt haben und sie mit Papas neuer Familie ein Jahr in Schweden verbringen muss, während ihre Mutter in Amerika bleibt. Nein, gerade heute verplappert sich ihre Mutter. Verrät beim Geburtstagstelefonat, dass ihr Freund Raimund zu ihr gezogen ist. Weil sie ja auch schwanger ist. Na, schlimmer kann es nun wirklich nicht mehr werden.

Immerhin entpuppt sich Nachbarsjunge Ali nach Startschwierigkeiten als echt netter Kerl. Und mit Elena gewinnt Stella schnell eine richtig gute Freundin. Doch irgendetwas stimmt mit Elena nicht.

Ein schlechtes Geheimnis

Eines nachmittags vertraut sich das Mädchen Stella an. Erzählt, was sie noch nie jemandem erzählt hat. Berichtet, dass der Freund ihrer Mutter auf sie aufpassen soll, wenn ihre Mutter abends arbeiten muss. Dass er dann zu ihr ins Zimmer kommt. Dort vor ihrem Bett steht. Sie anstarrt. Schwer atmet. Dass sie große Angst hat. Stella solle bitte, bitte niemanden etwas sagen. Er hat es ihr verboten. Und ihre Mutter würde ihr eh nichts glauben. Stella verspricht es. Doch belastet sie dieses Geheimnis zu sehr. Was kann sie bloß tun?

Stella entscheidet sich, ihrem Vater von dem Geheimnis zu erzählen. Der handelt. Bewahrt Elena vor einem weiteren Abend allein mit dem Freund der Mutter. Und alles wird gut.

Sehen und handeln

Madeleine Bernadotte (Prinzessin von Schweden) schrieb das Buch „Stella und das Geheimnis” in Zusammenarbeit mit der World Childhood Foundation. Es soll Kinder ab sechs Jahren (und erwachsene Vorleser*innen) zu den wichtigen Themen Kinderrechte und Missbrauch sensibilisieren. Stärken. Soll das Schweigen brechen. So hofft Prinzessin Madeleine, „dass dieses Buch Kindern, Eltern und Lehrerinnen helfen kann, neue Wege zu finden, um über Themen zu sprechen, die sonst vielleicht schwierig zu behandeln sind.“

Eine gute Idee! Eine wichtige Sache! Doch trägt schon Protagonistin Stella soviel Päckchen. Die Trennung der Eltern; die neue Patchwork-Familie; der Umzug in ein anderes Land mit neuer Schule und Sprache. Dazu noch eine Stiefmutter die so unbedingt ihre Träume an Stella verwirklichen will. Nicht auf ihre Wünsche eingeht. Ein hilfloser Papa. Eine egozentrische Mutter. Wo ist denn da bitte Raum für das kleine Mädchen. Bei all dem Drama kommen die Probleme des anderen Kindes – Elenas Geheimnis – doch arg kurz. Wird fast zur Nebensache.

Als das Thema dann auf dem Tisch liegt, kommt die Lösung recht flott und abrupt. Papa klärt das Ganze. Zack. Er holt das Kind aus der bedrohlichen Situation. Schnitt. Beim nächsten Treffen ist alles shiny und die Freunde machen Späße über Geheimnisse und Petzen. Versprechen sich, das nächste Geheimnis nicht zu verraten.

Mir war das zu schnell, zu plötzlich. Passte nicht so ganz. Ich hätte mir an dieser Stelle noch deutlicher etwas zu den schlechten Geheimnissen gewünscht. Aber immerhin handelt Stellas Papa unverzüglich und entschlossen. Wie er die akute Situation löst, fand ich auch sehr charmant. Nur ist es mit der akuten Situation eben nicht getan. Der schwere Teil folgt dann erst.

Ein aufklärendes Nachwort über schlechte Geheimnisse und (körperliches) Selbstbeststimmungsrecht wendet sich erst an die Kinder, dann an Erwachsene. Hier finden wir auch Handlungsratschläge für Verdachtsfälle. Und Stellen, die Unterstützung bieten. Was sehr hilfreich ist.