Rezension

Sommerlich-leichte Jugendlektüre

Annähernd Alex
von Jenn Bennett

Sie stehen auf Filme. Aber nicht einfach nur irgendwelche Filme. Nein. Auf alte Klassiker. Mit Audrey Hepburn, Cary Grant oder Lana Turner. Das ist ihr Ding. Von Alex und Mink. Mink heißt eigentlich Bailey. Und nachdem sie nach Kalifornien gezogen ist, will sie sich nun auch auf die Suche nach dem Realen Ich von Alex machen. Doch dann tritt Porter in ihr Leben. Er ist ruppig, er ist fies und eigentlich ihr Erzfeind. Doch Hass und Liebe liegen näher als man denkt. Und auch Alex und Porter sind sich ähnlicher, als anfangs gedacht.

Ich muss nicht mehr erwähnen, dass ich den Büchern aus dem Königskinder Verlag verfallen bin, oder? Es sind einfach immer wieder gute Geschichten bei. Egal, ob was fürs Herz, oder etwas, was dich einfach packt und nicht mehr loslässt.

Annähernd Alex von Jenn Bennett gehört zweifellos zu diesen Büchern. Es ist kein extrem anspruchsvolles Buch, der Schreibstil ist einfach und locker, wie eben die Geschichte selbst auch. Durch und durch ist es ein klassisches Jugendbuch, was sich einer leichten, frischen Sprache bedient, einem zwanglosen, etwas vorhersehbaren Handlungsverlauf und natürlich dem großen Thema einer jeden jungen Leserschaft: Die Liebe.

Dieser junge Roman ist ein kleiner, aber feiner Pageturner. Es liest sich unglaublich schnell, ist gefühlt in einem Haps weg und ehrlich gesagt, will man das Buch kaum aus der Hand nehmen. Spätestens im zweiten Drittel wird das schwierig, weil einem die Figuren immer stärker ans Herz wachsen, die Dialoge eine leichte Spritzigkeit vorweisen und man auf den großen Supergau wartet. Nämlich die Auflösung, ob Porter tatsächlich Alex ist und wie die beiden jeweils darauf reagieren könnten.

Keine Frage, es ist ein Spaß die Suche von Bailey zu begleiten, inklusiver Fettnäpfchen und süßen kleinen Irrungen dabei. Allein die Charakterbeschreibungen sind vom Fuße bis zum Kopf einfach nur süß und herzlich. Der Autorin ist ein kleines Bonbon gelungen. Und wer in dieser Jahreszeit ein bisschen dem Herbst-Winter-Blues hinterhängt, sollte sich den Sommer in Form von Annähernd Alex zurückholen.

Das Setting schreit Sommer aus allen Poren und da der Leser Bailey bei ihrem Ferienjob im Museum begleitet, inkl. Hotbox-Schwitz-Temperaturen am Kassenschalter, wird man dieses Gefühl aber auch nicht los. Generell hat es die Autorin geschafft, die einzelnen Emotionen und Szenen so in Worte zu packen, dass man mitfiebert, mitlebt. Sei es auf den Fahrten von Bailey auf Baby, ihrem alten türkisfarbenen Roller oder aber den witzigen und zum Teil ausufernd peinlichen Schlagabtäuschen zwischen ihr und Porter. Es wird nie langweilig zwischen den Beiden und das macht das Buch letztendlich aus. Zugegeben, das Buch macht nicht viel im Bereich Diversität. Es ist sogar ein Klischeebatzen, der den feministischen Leser so ein bisschen mit den Augen rollen lassen könnte. Da das Buch aber tatsächlich auf eine sehr junge Leserschaft ausgerichtet ist, kann ich das sogar noch verschmerzen. Es ist das perfekte Kitsch-Aderlass-Buch. Ein bisschen Hin, ein bisschen Her. Das war es eigentlich auch schon.

Das klingt fürchterlich negativ und unter Umständen kann es dem einen oder anderen Leser vielleicht übel aufstoßen. Aber Annähernd Alex bietet ungemein viel Charme. Allein dieser Geek-Faktor mit den alten Filmen, oder dass Porter sich für Meteorologie interessiert, ist so schön speziell, dass ich sein Sunnyboy-Auftreten, seinen hawaiianischen Teint, seine knapp schulterlangen Wuschellocken und (of course!) seinen heißen durchtrainierten Surferbody und damit Baileys hypnotische Faszination, wegstecke.

Denn so oder so hebt es die Laune beim Lesen. Es macht tatsächlich gute Laune. Vielleicht, weil es so einfach und leicht ist. Vielleicht, weil es „Hier ist der Sommer!“ schreit. Vielleicht, weil ein junges, zum Teil naives Mädchen sich Hals über Kopf in einen gutaussehenden Kerl, der eine raue Schale, aber einen buttrigen Kern hat, verliebt. Die Geschichte amüsiert und nimmt den Leser tatsächlich für die Dauer des Lesens immer komplett ein.

Es war ja auch nie so, als hätte die Autorin nicht einen oder mehrere Versuche gestartet, den Persönlichkeiten und der Handlung allgemein Tiefe zu verleihen. Es gibt da durchaus ein paar nette, kleine Handlungsstränge, die nebenbei laufen. Wie zum Beispiel warum Bailey so ist, wie sie ist. Oder warum Porters Freund Davy so ein verkorkster komischer Kerl ist. Das alles ist aber wirklich nur Beiwerk, etwas was nett zu lesen und zu verfolgen ist. Aber die Liebesgeschichte von Bailey und Porter und Mink und Alex ist ganz klar im Vordergrund und teilt nicht gerne das Rampenlicht.

Dann gibt es zum Schluss noch einen kleinen Kritikpunkt, den ich auch bereits bei anderen Rezensionen herausgehört habe. Nämlich den Klappentext. Er könnte den einen oder anderen in die Irre leiten. Denn tatsächlich ist der dort geschilderte Inhalt nur ein winzig kleiner Teil im letzten Drittel des Buches. Und stellt, meiner Meinung nach, den tatsächlichen Inhalt nur sehr vage dar.

 

Fazit

Annähernd Alex von Jenn Bennett ist ein wunderbares Buch, für amüsante und leichte Lesestunden. Leser, die auf so kleine Geek-Geschichten wie z. B. „Flirt mit Nerd“ oder „Die (beinahe) größte Liebesgeschichte des Universums“ stehen, kommen hier unter Garantie auf ihre Kosten. Das Buch ist nicht perfekt, weist leichte Schwächen auf, dennoch kann ich es als „Zwischendurch“-Lektüre ganz klar empfehlen.