Rezension

Spannend!

Im blauen Licht der Nacht - Michelle Richmond

Im blauen Licht der Nacht
von Michelle Richmond

Jenny und ihr Ehemann Dave starten einen letzten Versuch ihre Ehe zu retten. Sie machen eine Flusskreuzfahrt auf dem Jangtse in China. China, das Land, wo Jenny immer mit ihrer Freundin Amanda Ruth hin wollte, doch Amanda Ruth ist tot. Ermordet vor 14 Jahren. Jenny kann den Tod der besten Freundin auch nach den vielen Jahren nicht verwinden. Sie fühlt sich schuldig am Tod der Freundin. Könnte Amanda Ruth noch leben, wenn die beiden Freundinnen nicht diese besondere Beziehung zueinander gehabt hätten? Eine Beziehung, die in den Augen der anderen verboten war? Jenny macht sich immer wieder Gedanken, driftet immer wieder in die Vergangenheit ab, träumt von früher. Oft muss sie an die gemeinsame Zeit mit Amanda Ruth im Bootshaus denken, an die vielen auch zärtlichen Stunden, die sie dort verbracht haben. Sie denkt an Amanda Ruths Vater, Mr. Lee, ein Chinese, der nie richtig angekommen war im ach so freien Amerika. Mr. Lee, der für die anderen immer nur der Chinese war, ein Ausländer, ein Mensch, der nichts wert ist. Dann, auf einmal, ist Amanda Ruth tot. Wer hat sie ermordet? Sogar Jenny kommt in Verdacht. Das Ganze ist für Jenny ein Trauma, das sie auch nach Jahren nicht los lässt. Jenny will auf der Flusskreuzfahrt nicht nur ihre Ehe retten. Sie will dort auch die Asche ihrer besten Freundin im Jangtse verstreuen. So will sie Amanda Ruth den großen Wunsch erfüllen, einmal nach China zu reisen. Der Versuch ihre Ehe zu retten, schlägt schnell fehl. Dave gibt sich lieber mit der jungen Stacy ab. Doch auch Jenny lernt einen anderen Mann kennen. Graham. Die beiden fühlen sich sofort zueinander hingezogen. Schnell beginnen sie eine Affäre, doch hat hat diese Beziehung überhaupt eine Chance? Jenny, die in Amerika wohnt und Graham, der in Australien lebt? Und da ist da noch Grahams Krankheit. Er weiß, dass seine unheilbare Krankheit ihn aufzehren, ihn zermürben wird. Er wird in absehbarer Zeit ein Pflegefall werden. So krank Graham auch sein mag, er bringt Jenny dazu, aus ihrem Gefängnis auszubrechen und die schrecklichen Erlebnisse der Vergangenheit endlich ruhen zu lassen. Doch dann bittet Graham sie um einen äußerst ungewöhnlichen Freundschaftsdienst. Wird Jenny ihrer neuen Liebe Graham diesen Wunsch erfüllen können?

"Im blauen Licht der Nacht" ist ein sehr spannender Roman. Ein Roman, der einen nicht so schnell los lässt. Auch die Landschaftsbeschreibungen von China, vom Jangtse, dem großen Fluss. Der Müll, die Toten, die im Fluss treiben, weg geworfen wie überflüssiger Tand, den man los werden wollte. Aber auch die Stille der Geisterstädte. Geisterstädte, die überflutet werden sollen, die dem chinesischen Volk nach der Überflutung angeblich Wohlstand bringen sollen. Geisterstädte, deren Stille förmlich greifbar ist. 

Und immer wieder die Farbe Blau. Landschaftsschilderungen, Begebenheiten, die Farbe der Nacht, immer wieder Blau. 

Michelle Richmond versteht es, den Leser mitzunehmen auf die Reise auf dem Jangtse und in die Vergangenheit. Man ist nicht nur Leser, sondern auch Zuschauer. Ein Buch voller Spannung und dennoch kein Krimi. Und vor allen Dingen ein Roman mit einem ungewöhnlichen Ende.