Rezension

Spannend und interaktiv - ein motivierendes Mitmachleseabenteuer

Die chinesische Spiegelfalle -

Die chinesische Spiegelfalle
von Corinna Rindlisbacher

Bewertet mit 4 Sternen

Fridolin hat beim Basketballspielen die Büste seiner Mutter ruiniert. Jetzt möchte sie eine neue Büste und schleppt Fridolin mit zum Kunst- und Kuriositätenladen von Herrn Oratio. Während sich seine Mutter beraten lässt, darf Fridolin sich die Kuriositätenabteilung ansehen. Dummerweise passiert ihm da gleich das nächste Missgeschick. Er fasst einen alten Spiegel an und eher er sich versieht, kommt ein grünes Wesen, ein Goblin, aus dem Spiegel, das nun an Fridolin gefesselt ist. Die Fesseln lassen sich einfach nicht lösen, so sehr sich die beiden auch anstrengen. Vielleicht wissen aber die seltsamen Bewohner des Ladens wie z.B. das grüne ausgestopfte Krokodil Rat. Es muss aber schnell gehen. Nicht dass Fridolins Mutter noch mitkriegt, dass ihr Sohn schon wieder Mist gebaut hat...

 

Corinna Rindlisbacher formuliert gut verständlich und lebendig. Ihr klarer, kindgemäßer Schreibstil macht es den Lesern einfach, sich sofort in die Geschichte zu „beamen“. Das ist auch dringend notwendig, der Leser ist nämlich selbst Teil der Geschichte. Er muss sich in Fridolin hineinversetzen und entscheiden, wie es weitergehen soll. Am Ende eines Textabschnitts werden jeweils verschiedene Handlungsmöglichkeiten für Fridolin angeboten, der Leser wählt dann eine Möglichkeit aus, wie Fridolin entscheidet. Dadurch ist die Handlung nicht starr vorgeschrieben, sondern flexibel gestaltbar. Pascal Nöldners gruselige, treffende Illustrationen sorgen für die entsprechende unheimliche Atmosphäre. Die Bilder wiederholen sich handlungsbedingt immer wieder. Die äußere Gestaltung der Seiten mit gefärbten Seiten, schwarz umrandeten Seitenzahlen, teils in unterschiedlichen Schriftarten gedruckten Wörtern und den kleinen düsteren Zeichnungen finde ich gelungen. „Die chinesische Spiegelfalle“ ist ein interaktives Mitmachbuch für Leser, Jungen wie Mädchen, ab neun Jahren.

 

Fridolin präsentiert sich als ein neugieriger, impulsiver, spontaner Junge, der manchmal erst handelt und dann denkt. Nicht so optimale Voraussetzungen, sich aus der Bredouille befreien zu können. Da besteht durchaus die Gefahr, sich noch tiefer ins Schlamassel reinzureiten. Goblin Pierre ist auch eher spontan und extrovertiert als bedächtig und vorsichtig. Er bringt mit seinen kreativen Ausrufen wie „Miefiger Moppelmist!“ zwischendurch immer wieder zum Schmunzeln. Auch wenn meine Tochter und ich uns natürlich wünschten, dass sich Fridolin und Pierre retten und Pierre dahin zurückkehren darf, wo er herkommt, mochten wir Pierres witzige, direkte Art sehr gerne.
Verschiedene spannende Figuren tauchen in der Geschichte auf, die dabei helfen könnten, Goblin Pierre und Fridolin voneinander zu befreien. Phantasievolle Charaktere wie ein Meermann, ein chinesischer Maulwurf oder Wahrheitssteine. Aber wissen die auch wirklich etwas und wenn ja, sollten Pierre und Fridolin ihnen vertrauen?

 

Manchmal braucht es Glück, manchmal Wissen. Man muss schon sehr genau lesen, um die richtige Antwort zu finden. Wenn einem etwas durch die Lappen geht, ist das aber nicht schlimm. Einen Ausweg für Fridolin gibt es immer, der kann halt mal bequem, mal unbequemer ausfallen. Im Unterschied zu anderen Exitbüchern benötigt man weder Stift noch Papier, um die Rätsel zu lösen. Hier kommt es auf genaues Lesen und Intuition an. Es gibt keine unterschiedlichen Rätseltypen, sondern immer nur Entscheidungsfragen.
Auch wenn wir nicht immer hundertprozentig richtig lagen und Fridolin bei uns leider kein perfektes Happy End erleben konnte, hatten meine Tochter und ich großen Spaß mit der chinesischen Spiegelfalle.
Ein geheimnisvolles, sehr motivierendes, interaktives Spielebuch, das ein außergewöhnliches, phantasievolles Abenteuer im Kopf erleben lässt. Ein Langeweilekiller!