Rezension

Spannend und politisch brisant

LENA HALBERG - NEW YORK '01 - Ernest Nyborg

LENA HALBERG - NEW YORK '01
von Ernest Nyborg

Bewertet mit 5 Sternen

„...Krieg ist nicht das Kaufen von Waffen, sondern die Bereitschaft zu töten...“

Szymon ist 3 Jahre alt, als das Warschauer Ghetto geräumt wird. Er sieht, wie der Vater erschossen und die Mutter mit dem kleinen Bruder fortgeführt wird. Ein Nachbar bringt ihn auf geheimen Wegen aus dem Ghetto.

60 Jahre später nennt er sich Simon Hawk. Am 9.11. 2001 befindet er sich im Block 7 des World Trade Centers in New York. Dort gelingt es ihm, kurz vor dem Zusammenbruch des Blocks Dokumente aus dem Zimmer von Offizier Palmer zu verschicken.

In der Gegenwart treffen sich Lena und Niels in Wien. Es erscheint ein Zeitungsartikel zu ihrem letzten Fall. Lena vermutet, dass Bronsteen in die Vorgänge vom 11. September verstrickt war und will nach New York.

Der Waffenexporteur Bronsteen fädelt in der Zeit einen großen Deal in Zentralafrika ein. Er gibt sich als Wohltäter aus und will Kindersoldaten in Zentralafrika freikaufen. Die sollen in Frankreich wieder ein normales Leben lernen.

Der Autor hat einen fesselnden Politthriller geschrieben. Er zeigt auf verschiedenen Ebenen die Verstrickung von Wirtschaft und Politik. Die kurzen Kapitel und der schnelle Wechsel von Handlungsort und Personen sorgen dafür, dass sich die Geschichte zügig lesen lässt und der Spannungsbogen hoch bleibt.

Der Sprachstil ist dem Genre angemessen. Dazu gehört, dass die Personen weniger durch Worte, mehr durch ihre Handlungen charakterisiert werden. Bronsteen versteht es, die Drecksarbeit von anderen machen zu lassen und stets im Hintergrund zu bleiben. Dadurch fühlt er sich unangreifbar.

Sarah, seine rechte Hand, und Ducca, ein italienischer Bankier, sind seine Erfüllungsgehilfen.

Das Schicksal Prows zeigt, dass auch in einem Rechtsstaat vieles an Recht und Gesetz vorbei geschieht. Als Ruhepunkt in der Handlung wirkt der Motorradausflug und Niels und Lena. Ihre Reise und die Gegend werden gut beschrieben. Der Autor findet dafür treffende Metapher. Doch nicht lange ist ihn Ruhe vergönnt. Da beide ihren Beruf ernst nehmen, stürzen sie sich schnell wieder in die Ermittlungen. Punktgenaue Dialoge bringen die Handlung voran. Emotionen werden gekonnt dargestellt. Bronsteens Überheblichkeit und Machtbesessenheit, Lenas akribische Arbeitsweise, Prows Angst sind nur einige Beispiele dafür. Geschickt werden wirtschaftliche und politische Verflechtungen aufgedeckt und analysiert. Wer über Geld und Macht verfügt, hat auf jeder Ebene seine Spitzel. Dem gegenüber steht Hawk, der sich trotz seines Kindheitserlebnisses Menschlichkeit und Gerechtigkeitssinn bewahrt hat. Hinzu kommt eine große Portion Lebenserfahrung und Menschenkenntnis.

Vier Zeitungsausschnitte, die am Ende des Buches zitiert werden, zeigen, dass die Geschichte nicht weit von der Realität entfernt ist.

Das Cover in den zarten Farben mit der Schrift im Hintergrund bildet einen angenehmen Gegensatz zur Handlung, bei der an vielen Stellen ein Menschenleben nichts gilt.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Grund dafür ist nicht nur die spannende Handlung, sondern der Einblick in die finsteren Tiefen von Politik und Wirtschaft. Wenn es um das große Geld geht, zählt nicht Freund und Feind. Wer am meisten zahlt, ist im Geschäft. Das gilt nicht zuletzt bei Waffenlieferungen.