Rezension

Spannend und vielschichtig

Nachtblau stirbt die Erinnerung - Brigitte Pons

Nachtblau stirbt die Erinnerung
von Brigitte Pons

Bewertet mit 5 Sternen

„...Dann ist der ganze Sportzirkus nur eine einzige große Lüge?...“

 

Frank Liebknecht ist Polizist in Vielbrunn. Pfarrer Käppler hat ihn auf den Friedhof gerufen. Dort wurde eine Grab ausgehoben. In der Grube steckt ein umgekehrtes Kreuz. Als Frank das Kreuz entfernt, hält er einen Beutel mit 30 Münzen in der Hand. Es sind genau 30 Geldstücke aus der DDR. Dem Pfarrer fällt sofort die Parallele zu den 30 Silberlingen des Judas auf.

Renè Hübner trainiert die Jugendlichen des Ortes. Er glaubt, dass das Grab etwas mit ihm zu tun hat. Als Peter Brenner seine Tochter Pia vom Training abholt, spricht Renè den Kommissar an und bittet um einen Gesprächstermin.

Am Abend fährt Peter seine Tochter zu einer Party. Sie ist sauer, da er sie schon um 12 Uhr wieder abholen will. Ihren Frust lässt sie an David aus.

Wenig später wird Brenner mit einer schweren Kopfverletzung in seinem Auto gefunden.

Die Autorin hat einen fesselnden Kriminalroman geschrieben, der weit in die Vergangenheit führt.

Die Personen werden gut charakterisiert. Peter Brenner war Chef der Kriminalpolizei. Nun liegt er im Koma. Pia muss damit zurecht kommen, dass sie sich von ihrem Vater im Streit getrennt hat. Auch Marcel Neidhard ist hart getroffen. Er ist jetzt zusammen mit Sylvie für den Fall verantwortlich. Brenner war nicht nur sein Mentor, er hat ihm viel zu verdanken.

Die Ermittlungen gehen nur schleppend voran. Als Marcel in eine Wirtshausschlägerei verwickelt wird, wird er vom Fall suspendiert. Zusammen mit Frank gehen sie aber weiteren Spuren nach.

Der Schriftstil des Buches lässt sich angenehm lesen. Das liegt auch an den kurzen Kapitel. Neben Ort, Datum und Uhrzeit ist jeden Kapitel auch der Protagonist vorangestellt, der im Abschnitt eine besondere Rolle spielt. Durch den schnellen Wechsel der Handlungsebene bleibt die Spannung hoch. Zu den sprachlichen Höhepunkten der Geschichte gehören die Dialoge zwischen Frank und Marcel. Ihre Freundschaft ist nicht ohne Probleme. Trotz des ernsten Themas versteht es die Autorin, kurze humorvolle Sequenzen oder einzelne Sätze einzufügen. Ich denke dabei insbesondere an die Gespräche im Kreise der Kriminalisten über die Befragung von Jugendlichen. Auch Franks Kater Trinity bringt ab und an eine Spur Leichtigkeit in das Geschehen. Als besonderes Stilmittel dienen kurze Rückblenden in die Vergangenheit. Hier steht Annette im Mittelpunkt, von der man anfangs nur weiß, dass sie Renè kannte. Nach und nach kristallisiert sich heraus, dass es einen Zusammenhang zwischen Brenners Tod und den Vorgängen auf dem Friedhof geben könnte. Renè Hübner war Republikflüchtling. Plötzlich steht das Thema Drogen im Mittelpunkt der Handlung. Als Frank eigne Ermittlungen anstellt, fällt obiges Zitat. Er trifft einen ehemaligen Sportfunktionär. Der spricht zwar über Staatsdoping, spannt den Bogen aber ebenfalls in die deutsche Vergangenheit und in die Gegenwart. Seine Ausführungen machen nachdenklich und wütend. Gut gefallen hat mir das Lied, dass die Ermittlungen begleitet und dafür sorgt, dass völlig unterschiedliche Vorgänge nun miteinander verknüpft werden. Hass und Rache führen nach Jahre zur Katastrophe. Opfer oder Täter? Die Frage muss jeder Leser für sich beantworten.

Das graue Cover mit dem blauen Vogel wirkt ansprechend. Übrigens spielt die Farbe blau nicht nur auf dem Cover eine Rolle.

Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Das lag nicht nur an den hohen Spannungsbogen, sondern auch an den exakt recherchierten Fakten zum Thema Doping.