Rezension

spannende Ermittlungen

Schwabenmord - Matthias Ernst

Schwabenmord
von Matthias Ernst

Bewertet mit 5 Sternen

„...Dein Nachbardrachen spechtet schon seit einer Viertelstunde immer wieder zu uns herüber...“

 

Nach einem Jahr Pause ist Inge Vill zurück im Kommissariat. Ihr letzter Fall bedingte diese Auszeit. Momentan soll sie einige Stunden in die Arbeit eingegliedert werden. Zwei Fälle stehen an. Ein Heilpraktiker wurde in Rapsöl ertränkt, und ein Unbekannter sprengt Radarfallen in die Luft. Bei der zweiten Sprengung gab es einen Verletzten.

Der Autor hat einen fesselnden Kriminalroman geschrieben, der mich schnell in seinen Bann gezogen hat. Die Geschichte wird von Inge erzählt.

Inge soll sich um den Radarfallentäter kümmern. Anfangs fühlt sie sich abgeschoben. Doch die nette Aufnahme durch die Kollegen und die Hoffnung auf eine schnelle Aufklärung wirken wie Balsam auf ihre Seele. Nur mit Staatsanwalt Fink wird Inge nicht warm. Der Mann lässt keine Möglichkeit aus, um sie zu provozieren. Ich kenne den Vorhergängerband – noch – nicht. Trotzdem hatte ich keine Probleme, ins Geschehen einzusteigen. Die minimalen Hinweise genügten dazu. Außerdem weckten sie Interesse am ersten Teil, ohne Wesentliches darüber zu verraten.

Die Geschichte lässt sich gut lesen. Das liegt auch an dem angenehmen Schreibstil. Trotz ihrer Erinnerungen, die Inge nach wie vor belasten, hat sie ihren Humor nicht verloren. Obiges Zitat stammt von ihrer Freundin Anja, die sie durch das vergangene Jahr begleitet hat. Inge entschließt sich, weiterhin die Hilfe eines Psychotherapeuten in Anspruch zu nehmen. Die Testbesuche dort haben mich zum Schmunzeln gebracht und lockern die sonst ernste Handlung auf. Inge erlaubt mir als Leser tiefe Einblicke in ihre Psyche und lässt mich auch an ihrer inneren Entwicklung während der Ermittlungen teilnehmen. Ein Treffen Inges mit der lieben Familie gestattet einen weiteren Blick auf ihre Probleme. Als besonderes Stilmittel verwendet sie dabei ihren inneren Geysir. Bei dem Bild hatte ich sofort eine entsprechende Vorstellung im Kopf. Stellenweise zeichnet sich das Buch durch eine schöne bildhafte Sprache aus. Bei den Vernehmungen und Gesprächen aber zählen Fakten und ein klarer Stil. Gut gefallen hat mir, das die Einheimischen ab und an im schwäbischen Dialekt schwätzen durften.

Das Buch ist nicht nur ein Krimi. Ganz nebenbei wird die eine oder andere Lebensgeschichte erzählt, ohne an der Spannung der Handlung etwas zu ändern. Die eigentlichen Fälle erweisen sich als kompliziert. Mögliche Täter fallen nach und nach aus dem Raster. Allerdings hatte sich der sehr geschäftstüchtige Heilpraktiker genügend Feinde gemacht. Je verzwickter der Fall wird, um so intensiver kehrt Inge gedanklich in den Beruf zurück. Alte Tugenden, wie ihr logisches Denkvermögen und den Blick für Zusammenhänge, bringen den inneren Geysir zum Verstummen.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Dafür haben sympathische Ermittler eine logisch durchkonstruierter Geschichte und die vielfältigen, wie nebenbei eingestreuten Informationen zu Themen, die während der Handlung gestreift wurden, gesorgt.