Rezension

Spannende Idee und schöner Schreibstil mit einem 2. Teil, der mich leider nicht zufrieden stellte.

28m² -

28m²
von Perry Payne

"28m² - Die Probandenstudie" von Perry Pane ist eine gute Mischung aus Science Fiction und Thriller. Nur war es für mich leider zu viel Action. Der erste Teil hat mir sehr gut gefallen, vor allem die Anzeige des Instituts für die Probandenstudie als Einstieg in das Buch fand ich genial. Allerdings hat der zweite Teil mich nicht zufrieden gestellt, aber alles der Reihe nach.

Unsere Protagonistin Sydney, eine Studentin, meldet sich zu einer Verhaltensstudie an, bei der sie in einem Raum ohne Fenster und Türen gesperrt wird. Sie muss sechs Wochen lang in dem vorgesehenen Bett schlafen, um Zugang zu Essen und Wasser zu erhalten und bei einem Heimtrainer in die Pedale treten, um Storm zu generieren. Den einzigen Kontakt kann sie über einen alten Computer zu weiteren vier Probanden herstellen. Als diese Zeit endlich um ist, beginnt allerdings ihr wahrer Kampf.

Einige kritisierten in der Leserunde, dass man als Proband nichts über die Studie weiß, aber bei solchen Studien ist das ja nicht unüblich. Zu viel Wissen könnten die Ergebnisse verfälschen. Allerdings klingen die Bedingungen sehr unmenschlich. Nicht nur die fehlende Freiheit, auch das Rationieren von Wasser, Essen und Strom. Da wird einem richtig bewusst wie wertvoll diese Dinge sind.

Der Schreibstil ist schon flüssig und macht das Lesen sehr angenehm. Das einzige, was ich sehr unangenehm fand, waren die vielen Kosenamen. Für meinen Geschmack haben die Charaktere sich schlichtweg viel zu häufig mit “Baby”, “Liebes/Liebste/Liebster”, “Idiot” und “kleines Mädchen” angesprochen. Allerdings muss ich hier einräumen, dass ich solche Kosenamen generell verabscheue (ja, verabscheue), andere hat das gar nicht gestört.

Es war sehr spannend zu sehen wie unterschiedlich die Leute in dieser Probandengruppe sind. Dadurch wurden auch die Gespräche, die sie miteinander führten, manchmal über Banales, manchmal auch über den Sinn des Lebens, sehr interessant. Vor allem die Gegenüberstellung von Materialismus und die eher abstrakte Glücksvorstellung von Sydney. Wir erleben auch mit wie sehr diese Studie Sydneys Psyche zusetzt. Ihre Ängste, Sorgen und Panik wurden von Pane sehr gut dargestellt, sodass ich sehr mitgelitten habe.

Hätte das Buch nach dem 1. Teil aufgehört, hätte ich es wohl mit 4,5 bewertet. Leider hat der 2. Teil das Buch für mich sehr heruntergezogen. Ich erläutere das kurz ohne zu spoilern: Es ging zu sehr in das Actiongenre hinein, was für mich eine nicht nachzuvollziehende Charakterentwicklung war (besonders die von Sydney). Nachdem Sydney im 1. Teil so sehr von ihrem Verlobten Scott geschwärmt hat, hatte ich von ihm ein sehr idealisiertes Bild. Dementsprechend war ich mehr als enttäuscht, als ich ihn so richtig kennenlernte. Für mich ist er egoistisch, Meinungen anderer sind ihm wichtiger als Sydney Gemütszustand und als sie stritten, redete er nicht mit ihr als wären sie auf derselben Augenhöhe. Und von dem hat sie so geschwärmt? Kann ich nicht nachvollziehen.

Auch wenn ich den 2. Teil leider nicht so gut fand, hatte ich dennoch eine spannende Zeit mit der Geschichte und die Idee ist einfach klasse! Leuten, die actiongeladene Szenen mögen, werden den 2. Teil wahrscheinlich auch nicht so kritisieren wie ich.